01. April 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Vor zehn Jahren gewann der VfB Friedrichshafen die Volleyball-Champions-League. In Moskau mit dabei waren Zuspieler Simon Tischer und Libero Markus Steuerwald, die auch in dieser Saison für das Bodensee-Team spielen
Ist für Sie beide seit 2007 der 1. April ein Gänsehaut-Tag?
Simon Tischer: Man wird jedes Jahr natürlich wieder daran erinnert, aber so intensiv wie jetzt in diesem Jahr natürlich nicht. Ich habe es gar nicht so richtig auf dem Schirm, dass das schon zehn Jahre her ist, aber die Erinnerung an diesen Moment kommt bei mir immer wieder hoch.
Markus Steuerwald: Ich werde, ganz ehrlich, mehr von anderen daran erinnert. Das liegt natürlich auch daran, dass ich damals ja erst gerade Mal vier bis fünf Monate als Profivolleyballer VfB gespielt hatte. Ich bin ja von den Volley YoungStars, der Zweitligamannschaft, hochgeholt worden, weil kein Ersatz für den verletzten Libero Jiri Polansky mehr verpflichtet werden konnte. Und dann hat sich das irgendwie eben so ergeben. Du schaffst es aus der Gruppe heraus in die K.-o.-Phase, gewinnst das Viertelfinale und dann auch noch das Halbfinale, und dann der Sieg im Endspiel. Was da tatsächlich passiert ist, das ist mir erst später so richtig klar geworden, was wir da erreicht hatten.
Der größte Moment in Ihrer erfolgreichen Volleyballkarriere – wie haben Sie den erlebt?
Markus Steuerwald: In dem Moment war ich gar nicht auf dem Feld.
Simon Tischer: Wir sind da so fokussiert, so im Tunnel. Das geht mir immer wieder so, dass ich mich kaum ans Spiel erinnere, erst dann beim Video schauen sehe, was da auf dem Feld passiert ist.
Hat der Gewinn der höchsten europäischen Vereinskrone irgendwelche Auswirkungen gehabt?
Markus Steuerwald: Bei mir erst einmal gar nicht so viel. Ich war ja noch Schüler, musste ja erst einmal meine Schule fertig machen. Der Sieg kam wohl zu früh für meine Karriere. Auch heute wissen viele gar nicht, dass ich damals dabei war. Sie sagen dann immer: Aber da müssen Sie ja sehr jung gewesen sein.
Simon Tischer: Das ist für mich eine große Auszeichnung. Dieser Erfolg gelingt nicht vielen Volleyballern in Europa. Der Weg dorthin ist sehr schwer und sehr lang. Das geht nicht so wie im Pokal mit vier Partien. Und überall, wo ich nachher noch hingekommen bin, da wussten es alle. Das behalte ich, das bleibt mir. Der Champions-League-Sieg kam für mich zum optimalen Zeitpunkt. Das ist eine tolle Referenz, das liest sich gut auf der Karte. Und es kann durchaus auch sein, dass dieser Erfolg Vereinstüren geöffnet hat. Auf jeden Fall habe ich mir damit einen Namen gemacht. Ich war ja dreimal im Final Four. Aber mit dem VfB war das etwas ganz Besonderes, weil wirklich niemand damit gerechnet hat.
Gegen Weltmeister, Olympiasieger und Nationalspieler auf der anderen Netzseite.
Markus Steuerwald: Ja, aber die Nervosität vor dem Finale war nicht einmal so groß. Im Gegenteil. Nachdem wir auf dem Weg dorthin alle die großen Namen besiegt hatten, war uns klar, dass wir gegen Tours die riesig große Chance hatten.
Simon Tischer: Tours war zwei Jahr zuvor Champions-League-Sieger geworden. Aber wir hatten zu dem Zeitpunkt großes Selbstvertrauen, und für uns war das doch schon ein riesiger Erfolg, dass wir überhaupt das Finale erreicht hatten. Ich war nervös, hatte aber keine Angst mehr, dass wir uns blamieren. Wir haben guten Volleyball gespielt. Die Mannschaft hat gepasst.
Interview: Hermann Hummler / Südkurier