25. April 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der VfB Friedrichshafen hat mit einer beeindruckenden Leistung im ersten Finalspiel der Serie „Best of Three“ gegen die Berlin Recycling Volleys mit 3:0 gewonnen. Der fünfte Sieg der Saison gegen die Berliner brachte den Pokalsieger einen Schritt näher an die Meisterschaft. Ein junges Team vom Bodensee macht sich auf, den dritten Titel der Saison einzuheimsen.
Friedrichshafen (gms). Simon Tischer reißt die Arme nach oben und jubelt mit seinen Kollegen. Es steht 4:0 für den VfB Friedrichshafen im Spiel gegen die Berlin Recycling Volleys. Ein Traumstart in das erste Finalspiel, den Tischer allerdings nur von außen beobachten kann. Fast die ganze Saison vertraute Trainer Vital Heynen auf seinen Kapitän als Zuspieler. Im ersten Finale bringt er Tomas Kocian und überrascht damit Berlin. Tischer könnte verstimmt sein, er hätte zu Recht Ansprüche auf Spielzeit. Er ist es aber nicht. Später spricht er vom „Stolz auf seine Mannschaft“ und davon, dass es ihm „egal sei“ wer da „auf dem Feld steht“.
Eigentlich Floskeln, die ein Profisportler in so einer Situation von sich geben muss. Aber in diesem Fall nimmt man es Tischer ab. Auch nach dem fünften Interview am Sonntagnachmittag strahlt der Routinier von einem Ohr zum anderen und ist erleichtert, den ersten Schritt in Richtung Meisterschaft getan zu haben – gegen eins der vier besten Teams Europas. „Wie sich die Mannschaft in dieser Saison entwickelt hat, ist unglaublich“, sagt er. „Mit diesen jungen Spielern haben wir jetzt die Chance, den dritten Titel einzufahren. Das ist fast wie im Traum.“
Auch Vital Heynen hätte das so sagen können. Der Trainer hatte vor der Saison keine Titel versprochen, aber doch eine tolle Mannschaft mit viel Potenzial. Langfristig Titel zu gewinnen war das Ziel, sie so schnell in Angriff zu nehmen war eher die Überraschung. Genau so wie es für Berlin dann eine weitere Überraschung ist, dass Heynen Tischer Mitte des zweiten Satzes doch noch bringt, und so den Satz dreht und das Spiel für die Häfler entscheidet. „Du kannst da heute keinen ausmachen, der das Spiel entschieden hat“, sagt Heynen nach dem Spiel. „Wir haben mit einer guten Mannschaftsleistung überzeugt und sind in den wichtigen Momenten präsent gewesen. So wie schon sehr oft in dieser Saison.“
Ganz viele Situationen zeigen das. Als David Sossenheimer Armin Mustedanovic weichen muss, setzt er sich nicht enttäuscht auf die Bank. Der junge Deutsche steht und feuert die Zuschauer an. Heynens Plan funktioniert und er hat Spaß an diesem Nachmittag. Den Spaß, den er auch von seinen Spielern fordert. Immer wieder lebt er dies am Spielfeldrand vor und jubelt bei jedem Punkt. So sehr sogar, dass der Schiedsrichter ihn in die Schranken weisen muss, was er mit einem Lächeln zur Kenntnis nimmt.
Am Sonntagmorgen vor dem Spiel musste der Belgier übrigens um 4 Uhr in der früh los, er hatte noch einen kleinen Abstecher in die Heimat zur Firmung seiner Tochter Bente gemacht. Simon Tischer warf sich nach dem Spiel in Schlips und Kragen. Seine Tochter war nämlich an diesem Tag dran mit Kommunion. „Die Väter des Erfolgs“ hätte wohl noch nie so gut gepasst, wie in diesem Fall. Auch wenn Tischer das nicht hören will und den Erfolg so auch nicht gelten lässt: „Wir fahren jetzt nach Berlin und dann stehen die Chancen wieder 50:50. Erst wenn wir zwei Spiele gewonnen haben, ist die Saison vorbei.“ Ob er dann in Berlin als Zuspieler startet, wird Heynen entscheiden. Entscheidungen, mit denen er in dieser Saison schon oft Recht behalten hat.