01. September 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Daniel Malescha nimmt 2017/2018 seine zweite Saison mit dem VfB Friedrichshafen in Angriff. Als Identifikationsfigur und Topscorer in Herrsching verließ er den Ammersee und musste sich am Bodensee vor allem eines: eingewöhnen. Jetzt will er angreifen und die kommende Saison zu seiner machen. Und zum Ausgleich setzt er auf ein doch ziemlich unerwartetes Hobby.
„Hätte ich gewusst, dass Ihr hier so ein Instrument für mich auffahrt, dann hätte ich nochmal geübt“, lacht Daniel Malescha und setzt sich an den Steinway-Flügel im Wert eines größeren Sportwagens in einem Ravensburger Fachgeschäft. Er denkt kurz nach und legt los. „Wind of Change“ von den Scorpions. „Mit acht Jahren habe ich angefangen Klavier zu spielen“, erzählt er. „Erst die russischen Klassiker und später dann eher Boogie Woogie und modernere Sachen. Das hat mir mehr Spaß gemacht.“
Die Leidenschaft ist bis heute geblieben, auch wenn er selten Zeit für sein Hobby hat, das er seinen Kollegen lange Zeit verschwieg. In Solingen beim Auswärtsspiel verblüffte er die Jungs dann allerdings richtig. „Im Speisesaal im Hotel stand ein Klavier und da hat dann halt jeder mal rumgeklimpert“, erzählt Malescha. „Ich habe mich dann anschließend hingesetzt und denen mal gezeigt, wie das richtig geht.“
Die Geschichte passt zu Daniel Malescha. Er ist kein „Hau-Drauf“, spielt eher clever und bedacht. Filigran könnte man sagen, passend zu seinem musikalischen Hobby. Auf dem Feld will er diese Eigenschaften in der kommenden Saison öfter zeigen. 2016/2017 war für Malescha, der von Herrsching an den Bodensee gewechselt ist, viel Eingewöhnungssache. „Natürlich ist in kleineren Clubs auch Zug dahinter“, erklärt der 23-Jährige. „Aber hier ist alles professioneller. Wir trainieren mehr und wir waren in drei Wettbewerben lange dabei. Das war schon etwas Neues.“
Dass er den Wechsel gewagt hat, hat Malescha nicht bereut. Es war für ihn „ein logischer Schritt“ in seiner Karriere. Dass er als Identifikationsfigur in Herrsching seinen Abschied erklärt hat, haben sie ihm am Ammersee auch nicht übel genommen. „Es gab kein böses Wort als wir da waren und ich wurde herzlich begrüßt“, so Malescha. „Das ist auch eine große Familie wie in Friedrichshafen. Den Wechsel haben dort zumindest die Meisten verstanden.“
Deshalb gibt er auch gern Autogramme und macht Fotos mit den Fans. „Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen und das ist doch toll“, erklärt Daniel Malescha. „Und solche Aktionen für die Fans sind doch das Mindeste, was wir zurückgeben können.“ Er ist sich dieses Privilegs durchaus bewusst. „Klar hätte ich die Energie auch in einen ‚normalen‘ Beruf stecken können“, sagt er. „Aber auch wenn es nicht immer leicht ist, bin ich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Ich kenne keinen, der gesagt hat: ‚Mach das besser nicht‘.“
In den großen europäischen Ligen spielen – das schließt Daniel Malescha nicht aus und ein wenig Traum ist das auch für ihn. Es muss aber „alles passen“, damit er seine „Komfortzone“ verlässt. Dazu gehört für ihn sein Umfeld und da passt für ihn Friedrichshafen gerade sehr gut. Auch das passt zu diesem sehr reflektierten jungen Diagonalangreifer.
Einen Flügel zu besitzen, das wäre übrigens auch ein Traum. In einer kleineren Variante wird der jetzt bereits schon wahr. „Ich versuche gerade mein altes Klavier hierher zu schaffen“, erzählt er beim Gehen. Es könnte als gut sein, dass „Wind of Change“ bald öfter in Friedrichshafen zu hören sein wird.