08. September 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Sollte der Bodensee noch einen „Sunnyboy“ gebraucht haben, ist er jetzt da. Scott Kevorken wechselte in dieser Saison von der SVG Lüneburg zum VfB Friedrichshafen. Drei Jahre war er in Norddeutschland unter Vertrag und will jetzt einen Titel mit der „vermutlich besten Mannschaft Deutschlands“. Beim Medizincheck erzählt Kevorken unter anderem, warum er Volleyballer und nicht Filmstar geworden ist
Als Scott Kevorken in der Orthopädieparaxisraxis von Teamarzt Dr. Patrick Frei in Wangen im Allgäu ankommt, lächelt er und gibt jedem die Hand. Sollte es einen typischen Amerikaner geben, dann kommt der Mittelblocker da vermutlich ziemlich nah ran. Er schlendert in seinen Flip Flops in Richtung Untersuchungszimmer und lässt die Prozedur über sich ergehen.
Ein Scanner nimmt seinen Rücken unter die Lupe, das gehört zum Medizincheck vor einer Saison. Fünf Minuten später ist Kevorken wieder im Wartezimmer und ist erfreut und überrascht vom Ergebnis zugleich. „Patrick sagt, mein Rücken würde ziemlich gut aussehen“, sagt er. „Das überrascht mich wirklich, weil ich schon viele Rückenverletzungen hatte. Aber das sind tolle Nachrichten.“
Kevorken ist also bereit für seine vierte Saison als Profivolleyballer. Aus Lüneburg kam er an den Bodensee. „Das ist für mich ein großer Schritt, beim vermutlich besten Volleyballclub Deutschlands spielen zu dürfen“, ist er sichtlich stolz. „Und in Deutschland sind alle so offen und nett, das gefällt mir. Ich bin gerne hier.“ Er erzählt auch, dass er es faszinierend findet, vom Häfler Seeufer bis in die Schweiz zu sehen. Kevorken ist angekommen.
Aufgewachsen ist der 26-Jährige in Los Angeles, der Filmhochburg Amerikas und vermutlich auch der Welt. Statt sein Glück vor der Kamera zu suchen, startete der Zwei-Meter-Mann eine sportliche Karriere. Warum es ausgerechnet Volleyball wurde, erklärt er mit einem Schmunzeln. „Naja, ich war ziemlich groß“, sagt er. „Und ich war echt ein mieser Basketballspieler, dann wurde es eben Volleyball.“
Erreicht hat er schon einiges. Er zog mit der SVG Lüneburg, für die er seit 2014 spielte, ins Finale des DVV-Pokals ein, schied zwei Mal erst im Halbfinale um die Meisterschaft aus. Jetzt will er „Meister werden“ und in der Champions League „viele neue Orte und andere Teams“ sehen und freut sich auf die Saison. Das spürt man. Kevorken „liebt es zu gewinnen“ und fühlt sich deshalb auch mit Trainer Vital Heynen wohl. „Du willst gegen diesen Trainer nicht spielen“, lacht er. „Aber meistens ist es ja so, dass Du es dann um so mehr liebst, mit so einem Typen auf derselben Seite zu stehen.“
Eine Profiliga in Amerika wäre „ein Traum“ für ihn, den er allerdings für wenig realistisch hält. Deshalb denkt Scott Kevorken eher, dass er seine Karriere da beendet, wo er sie auch begonnen hat – in Europa. „Die Möglichkeit, so viel Zeit in Europa zu verbringen, haben nur wenige Amerikaner“, ist er sichtlich stolz. „Und ich möchte genießen was ich mache und das kann ich hier einfach wirklich gut.“