05. Oktober 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Am 8. Oktober (15:30 Uhr) trifft in der Hannoveraner TUI Arena der VfB Friedrichshafen auf die Berlin Recycling Volleys. Im Spiel Pokalsieger gegen deutscher Meister geht es zum zweiten Mal in der Geschichte der Volleyball Bundesliga um den Supercup, den die Häfler nach dem Sieg 2016 verteidigen wollen. Warum das gelingen kann und warum Cheftrainer Vital Heynen die Rolle des Favoriten für sich reklamiert, hat er in einem Gespräch verraten.
Herr Heynen, bei der Mannschaftspräsentation vor ein paar Tagen haben Sie den Fans gesagt, Sie wollen nur zwei Dinge zur Vorsaison ändern. Sie möchten in der Champions League in die Knockout-Phase einziehen und am Ende ein Spiel mehr in der Meisterschaft gewinnen. Heißt das, der Supercup am Sonntag ist schon in trockenen Tüchern?
Was ich als Trainer denke, das ist gar nicht so wichtig. Ich habe nur nach außen getragen, was die Mannschaft denkt. Ich habe den Supercup nicht so hoch eingeschätzt, aber die Spieler tun das. Und dann muss der Trainer auch zuhören. Die Jungs wollen den Cup gewinnen, dann tun wir auch alles dafür. Das hat letztes Jahr mit dem ganzen Drumherum auch wirklich Spaß gemacht. Außerdem haben wir ein Statement gesetzt, dass mit uns zu rechnen ist. Das wollen wir wieder tun.
Im vergangen Jahr waren Sie der Underdog und Berlin hat den neu formierten VfB vielleicht nicht all zu ernst genommen. Dieses Jahr wird das vermutlich anders sein.
Das ist eine komplett andere Geschichte. Letztes Jahr haben sich alle Leute gefragt, wie viele Punkte wir wohl gegen Berlin überhaupt machen werden. Dieses Jahr haben wir weniger Spieler ausgetauscht und sind zum jetzigen Zeitpunkt viel weiter als im Oktober 2016. Sicher – Berlin wird den Supercup anders angehen als sie das vergangenes Jahr getan haben.
Wie lief denn bislang Ihre Vorbereitung mit dem Kader für 2017?
Wir sind gerade aus Trento zurück und haben dort zwei Testspiele gemacht. Eines haben wir sogar gewonnen. Wir sind auf dem Stand, auf dem ich zu diesem Zeitpunkt sein wollte. Das bedeutet nicht, dass wir schon unser Top-Niveau haben, aber ich bin zufrieden. Mit Martin Atanasov haben wir einen Verletzten – aber den hat Berlin mit Georg Klein auch. Die Chancen für Sonntag sehe ich bei 50:50.
Das heißt, Sie sind zu diesem Zeitpunkt besser als Sie das vor einem Jahr waren?
Naja, das ist ja logisch. Voriges Jahr haben viele Spieler noch nicht mit mir gearbeitet. In diesem Jahr sind es zehn Spieler von 13, die meine Idee von Volleyball schon kennen und auch verstehen. Wir sind bereit. Es ist Zeit, diesen Supercup zu spielen. Letztes Jahr haben wir gesagt „super, wenn wir zehn Punkte machen und toll, wenn wir einen Satz gewinnen“. Dieses Jahr reisen wir dort hin, um zu gewinnen. Und auch diese Rolle müssen Spieler lernen. Das war auch unser Problem im Meisterschaftsfinale. Wir waren noch nicht soweit.
Entscheidet also dieser Supercup, wer der Favorit in der Saison sein wird?
Ich glaube nicht. Viel hat sich nicht geändert. Sechs von sieben Spielern in der Startaufstellung sind bei Berlin noch dieselben wie vergangenes Jahr. Der Trainer ist neu, aber den kann ich nicht scouten. Da bin ich gespannt, wie er auftreten wird. Aber immer noch hat Berlin mehr Geld und die besseren Einzelspieler. Wir haben die bessere Mannschaft. So ist das. Natürlich will ich gewinnen, aber wenn wir verlieren ist mir das egal. Wir sind die Favoriten auf die Meisterschaft und dabei bleibe ich. Ich will nichts mehr als 2018 Meister zu werden. Denn das haben wir bisher eben noch nicht geschafft.
Gibt es denn vielleicht eine Überraschung für Berlin? Vielleicht sogar auf der Außenangreiferposition? Wie weit ist das Projekt „Umschüler Andreas Takvam“?
Andreas macht das gut. Er ist ein verbissener Arbeiter. Auf Deutsch gibt es da ein sehr schönes Wort: akribisch. Aber klar hat er Probleme, zum Beispiel gegen Trento, die als eine der besten Aufschläger auf dieser Welt gelten. Aber in zwei Monaten ist er schon sehr weit und trainiert härter als ich das eigentlich verlangen würde. Einen Mittelblocker in dieser Zeit zum Weltklasse-Außen umzuschulen wäre ein Märchen. Und ich glaube nicht an Märchen im Sport. Ich glaube an harte Arbeit.