23. März 2018 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Eine ganze Stadt ist im Freudentaumel. Der VfB Friedrichshafen hat am Donnerstagabend die Berlin Recycling Volleys in der ZF Arena mit 3:0 besiegt und ist dank des Hinspielerfolgs gegen die Volleys unter die sechs besten Volleyballmannschaften Europas eingezogen. Gegen die Polen von Zaksa Kedzierzyn-Kozle wird es dann um den Einzug ins Finalturnier in Russland gehen. Zuvor allerdings hat die Liga Priorität. Erst steht am Samstag (24. März, 19 Uhr) das letzte Hauptrundenmatch bei der SVG Lüneburg an. Dann beginnen am 28. März schon die Playoffs.
Den Spielverlauf am Donnerstagabend konnte man gut am Gesicht von Berlins Manager Kaweh Niroomand ablesen. Zwei Sätze lang ruderte er mit den Armen. Er brüllte, er fieberte mit und er wäre wohl am liebsten selbst auf das Feld gelaufen. Nach zwei verlorenen Sätzen veränderten sich Niroomands Gestik und Mimik. Er verschränkte die Arme und lächelte. Wahrscheinlich hatte er gespürt, dass es seinem Team in diesem Jahr nicht gelingt, was sie 2017 noch schafften. Berlin zog ins Final Four ein und holte sich ein paar Tage später in der ZF Arena die Meisterschaft.
Mit 3:0 gewannen die Schützlinge von VfB-Trainer Vital Heynen gegen Berlin und sicherten sich einen Platz unter den besten sechs Teams Europas. „Den Traum vom Final Four“ formulierte der Belgier gegenüber den 3200 Zuschauern, die ihn schon beim Matchball feierten. Auch am coolen Cheftrainer prallte dieser Abend nicht einfach so ab. Er war sichtlich gerührt. Nicht so sehr aufgrund des eigenen Erfolgs, sondern mehr weil seine Spieler sich den verdienten Lohn für harte Arbeit abholten. Markus Steuerwald zum Beispiel stand das letzte Mal 2008 unter den besten Sechs Europas. Gegen Treviso zog der VfB damals den Kürzeren, nachdem die Häfler im Jahr zuvor die Champions League gewinnen konnten.
Und Steuerwald war auch ein Garant für den Sieg. Im ersten Satz spielten die Häfler fast ohne Fehler. Der Libero entschärfte mit seiner Abwehr Aufschlag um Aufschlag und Angriff um Angriff. Berlins Druck verpuffte. „Wir sind ganz gut gestartet und haben das dann auch so durchgezogen“ war Steuerwalds sachliche Analyse nach dem Spiel, wobei es während der Begegnung sichtlich in ihm brodelte. Immer wieder mahnte er seine Truppe zur Ruhe, strahlte diese selbst aus und fing auch seinen Coach ein, wenn dem Schiedsrichter dessen Engagement an der Seitenlinie etwas zu ambitioniert wurde. „Wir haben uns sehr wohl gefühlt in diesem Spiel“, sagt er. „Und wir waren auch einfach die bessere Mannschaft.“ Mehr Eigenlob bekommt man aus Steuerwald nicht heraus.
Jetzt ist es Zaksa Kedzierzyn-Kozle, die Steuerwald und Co noch im Weg stehen in Richtung Final Four. Den Gedanken schiebt er allerdings auch schnell weg. Er weiß, dass für ihn schon am Freitag die Reise nach Lüneburg ansteht. Dort bestreiten die Häfler ihr letztes Hauptrundenspiel der Saison. „Lüneburg ist eine sehr heimstarke Mannschaft und in dieser kleinen Halle sehr schwer zu bezwingen“, so Steuerwald über ein Spiel, das am ersten Vorrundenplatz des VfB nichts mehr ändern kann. Und dann stellt der Libero kurz doch noch seine Coolness in die Ecke. „Wir haben ja auch noch diese Serie von 34 gewonnenen Spielen, die wir verteidigen wollen“, sagt er und findet seine Coolness dann doch schnell wieder. „Wobei uns diese Serie ja eigentlich gar nicht interessiert.“ Natürlich nicht.