26. März 2018 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Beim Pokalsieg der Häfler Volleyballer vor ein paar Wochen musste der Kapitän ein paar Tränen verdrücken. Den Grund dafür kannten zu dieser Zeit nur seine engsten Vertrauten. Der Häfler Kapitän wusste: das war mein letztes Mal. Denn Tischer hängt zum Ende der Saison seine Volleyballschuhe an den Nagel. „Möglichst als Meister“ und vielleicht sogar mit seinem Team im Final Four der Champions League möchte Simon Tischer seine sportliche Karriere beenden und sein Leben nach dem Profidasein beim Zeppelin-Konzern starten.
Die Entscheidung hat er schon vor ein paar Wochen getroffen. Einer der Großen des deutschen Volleyballsports hört auf. Simon Tischer wird zum Ende der Saison seine Karriere beenden. „Jetzt ist der Zeitpunkt, der sich richtig anfühlt“, erklärt Tischer seine Entscheidung, die er nicht allein getroffen hat. „Ich habe bei meinen Gedanken natürlich auch meine Familie mit einbezogen. Es ging auch ein bisschen um die gemeinsame Lebensplanung.“
Ende April wird Tischer 36. Gut 14 Jahre zuvor war der junge Nachwuchsspieler von Schwäbisch Gmünd über Fellbach und Mendig zum VfB gewechselt und gewann 2007 die Champions League mit den Häflern. Sein Weg führte ihn durch die Top-Ligen Russlands, Griechenlands, der Türkei, Polens und Frankreichs, ehe der 210-fache Nationalspieler zum VfB Friedrichshafen zurückkehrte. Vier Mal wurde Tischer deutscher Meister, holte sechs Mal den Pokal und gewann zuletzt auch zwei Mal in Folge den Supercup. Zwei Mal war Tischer zudem Teil der deutschen Olympiamannschaft, spielte Welt- und Europameisterschaften. „Ich sehe das absolut als großes Privileg“, sagt er. „Ich habe in meiner Karriere unheimlich viele Ziele erreicht, mehr als ich mir erträumt habe.“
Seinen Mitspielern hat er seine Entscheidung in den vergangen Tagen mitgeteilt. Den Zeitpunkt hat Tischer nicht etwa gewählt, um jetzt auf große Abschiedstour zu gehen, sondern um dem Verein „die Möglichkeit zu geben“, die Lücke für kommende Saison zu schließen, die der Zuspieler hinterlässt. Sowieso möchte Simon Tischer keine Schulterklopfer, sondern in seinem letzten Spiel für Friedrichshafen deutscher Meister werden. Auch ins Final Four der Champions League würde Tischer noch einmal gern einziehen. Als Underdog, ähnlich wie 2007. „Was wir dieses Jahr schon erreicht haben, ist unfassbar“, sagt Tischer und meint die 35 Spiele ohne Niederlage. „Hätte ich die Entscheidung nicht schon vor Wochen getroffen, dann wahrscheinlich jetzt. Was ist besser, als mit so einer Saison aufzuhören?“
Dem Bodensee wird der Familienvater treu bleiben. Ab Juni arbeitet Tischer für den Zeppelin-Konzern im Bereich „Finance and Controlling“. Erst als Praktikant im Rahmen seines Studiums des internationalen Managements, später möchte Tischer dort auch seine Bachelorarbeit schreiben. Ähnlich wie Max Günthör sucht er nach seiner Karriere den Weg weg vom Sport. „Das ist für mich eine große Herausforderung.“, sagt er. „Ich bin sehr gespannt, wie ich mich in dieser Aufgabe schlage.“ Er freut sich auf den neuen Job und ist vor allem Peter Gerstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zeppelin Konzerns und Rochus Hofmann, Geschäftsführer von Zeppelin Systems sehr dankbar, die ihm bei seinem Weg in das Leben nach dem Sport geholfen haben.
So ganz will Tischer den Sport aber nicht beiseite schieben. „Ich spüre da schon eine Verantwortung“, erzählt er. „Da wird es sicher Gespräche geben, wie ich weiter eine Rolle im Volleyballsport spielen kann“. Das „Naheliegende“, wie ihm in den vergangenen Tagen viele sagten, „Trainer zu werden“, ist für Tischer im Moment kein Thema. „Ich möchte mich nach der Saison auf mein Studium und die neuen Aufgaben fokussieren“. Jetzt stehen allerdings die Playoffs an und die Spiele in der Champions League. Und darauf werden wir uns mit aller Kraft konzentrieren.“