22. Oktober 2018 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Vor Beginn der Saison war VfB-Trainer Vital Heynen nicht sonderlich euphorisch, was den Start seines Teams in die Saison betraf. Heynen war fast die komplette Vorbereitung bei der Weltmeisterschaft beschäftigt. Zwei neue Zuspieler bedeuteten eine Menge Arbeit in Sachen Abstimmung. Und trotzdem stehen die Häfler nach drei Begegnungen mit 9:0 Punkten und 9:0 Sätzen mit einer blitzsauberen weißen Weste da. Beim Heimspiel am vergangenen Sonntag gegen die Volleyball Bisons Bühl feierten die Fans vor allem einen: Neuzugang Michal Petras.
Für die letzte Niederlage des VfB Friedrichshafen gegen eine Mannschaft aus Bühl muss man schon ein wenig in der Ligahistorie kramen. 2013 war das, damals trug die Mannschaft aus Baden noch einen Uhrenhersteller im Clubnamen, der Häfler Trainer hieß Stelian Moculescu und in einem hitzigen Spiel stand es am Ende 3:2 für den TV Ingersoll Bühl. Michal Petras war damals gerade zu COP Trencin gewechselt und dachte vielleicht über eine Profikarriere im Ausland nach. Dass er am Bodensee landen würde, hatte er nicht auf dem Schirm. Dass er bei einem Sieg gegen Bühl – wie beim 3:0 am Sonntag – eine tragende Rolle spielen würde, war für den damals 16-Jährigen auch nicht abzusehen.
Heute ist Petras 21. Und auf seine tragende Rolle musste er warten. Im ersten Ligaspiel gegen den TV Rottenburg bekam er einen Kurzeinsatz, „ohne einen einzigen Angriff“, wie er erzählt. Gegen den VCO Berlin am Samstag schaute der junge Slowake zu. Gegen Bühl durfte er dann endlich ran. „Ich habe mich wirklich auf dieses Spiel gefreut. Ich denke, das hat man schon vor dem Spiel gesehen“, sagt er. „Und das erste Spiel vor diesen Fans machen zu dürfen war wirklich ein unheimlich tolles Gefühl.“
Zwölf Punkte machte Petras am Ende in drei Sätzen. Vor allem mit seiner Sprungkraft ließ er die Häfler Fans jubeln. Als er dann im dritten Satz mit einem Sprungaufschlag den gegnerischen Libero fast mit vom Feld fegte, tobte die Halle. Sogar zwei Notzuspiele von Mittelblocker Philipp Collin jagte Michal Petras die Linie hinab ins Bühler Feld. Sein Trainer Vital Heynen grinste, ließ sich jedoch später keine große Euphorie entlocken. Er habe „im dritten Spiel weniger zu sagen“ gehabt, erklärte er. Und auch Petras hat das Heynen-Mantra schon verinnerlicht: „Wir sind noch nicht auf unserem Toplevel und weiterhin in der Vorbereitung“ – diesen Satz hört man in diesen Tagen an allen Ecken und Enden der ZF Arena.
Dass es aber von Satz zu Satz besser geht beim VfB, war für jeden in der Halle spürbar. Auf Petras‘ Position herrscht sogar ein solcher Konkurrenzkampf, dass eigentlich jeder Außenangreifer zu jeder Zeit spielen kann. Petras kam für Bühl wie Kai aus der Kiste. Der Block der Bisons hatte Athanasios Protopsaltis auf dem Zettel, den Slowaken eher nicht. „Ich bin halt der Neue und von mir gab es bislang wenig zu sehen“, war Petras‘ bescheidene Erklärung. „Wir müssen weiter hart arbeiten und fokussiert bleiben.“
Dass Konkurrenzkampf positive Auswirkungen auf ein Team haben kann, hat der VfB am Sonntag bewiesen. Kurz nach der Wahl von Michal Petras zum MVP jubelten zwei Spieler ganz besonders mit ihm: Athanasios Protopsaltis, dem das Sprungwunder zumindest an diesem Abend die Rolle das Publikumslieblings stibitzt hatte und David Sossenheimer, der nur kurz in der Annahme für Petras aufs Feld durfte. Die Berlin Recycling Volleys, die zuletzt zuhause gegen Düren verloren, werden auch das mit Interesse verfolgt haben. Denn der Meister aus Berlin ist der nächste Häfler Gegner. Beim Supercup am 28. Oktober in Hannover.