02. März 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der VfB Friedrichshafen hat am Samstagabend das Spitzenspiel gegen die Hypo Tirol AlpenVolleys Haching mit 2:3 (15:25, 25:18, 25:20, 16:25, 13:15) verloren und verpasst damit die Tabellenführung. Vor 2308 Zuschauern steigerte sich der VfB nach einem verschlafenen ersten Satz enorm, verlor aber im vierten Satz erneut den roten Faden. Vor allem das starke Service der deutsch-österreichischen Truppe sorgte beim Team von Vital Heynen für Kopfzerbrechen.
Vor dem Spiel traf sich erst einmal eine gehörige Menge VfB-Erfolgsgeschichte in der ZF Arena. Auf dem Feld stand Vital Heynen und plauschte mit Stelian Moculescu auf der anderen Seite der Bande. Das passte irgendwie, schließlich wurde gleichzeitig der gerade erneut gewonnene Pokal in der Halle präsentiert. Ob sie wohl über Hachings Aufschlagstärke fachsimpelten? Mag sein. Denn die bewies Hugo da Silva sofort. Zwei Mal servierte der Brasilianer zum direkten Punkt (0:2). Insgesamt legten die AlpenVolleys los wie die Feuerwehr und ließen so gut wie keinen geordneten Spielaufbau bei den Häflern zu. Nach einem Block gegen Bartlomiej Boladz (3:5) und einem weiteren verwerteten Breakpunkt durch Hachings Matthew Pollock stand es 5:8.
In der Folge war der VfB verunsichert und Haching oben auf. Die deutsch-österreichische Co-Produktion machte weiter Druck mit dem Aufschlag, dem der VfB nur wenige präzise Angriffe entgegensetzen konnte. David Sossenheimer kam zwar ab und an zum Erfolg (6:8, 8:10), Boladz landete aber erneut in da Silvas Block (11:16). Nachdem Athanasios Protopsaltis zwei weitere Asse von Pawel Halaba kassieren musste 11:17, 11:20), kam Thilo Späth-Westerholt, um die Annahme zu stabilisieren. Doch auch Späth-Westerholt, den Heynen extra von der Libero-Position auf die des Außenangreifers umfunktionierte, konnte gegen Halabas Service nichts ausrichten (11:21). Eine Aufschlagserie vom eingewechselten Janouch und ein Block von Philipp Collin ließen die Häfler Fans noch einmal hoffen (15:21). Schlussendlich schnappte sich Haching aber klar den ersten Durchgang (15:25).
Sieben Asse musste Friedrichshafen im ersten Durchgang zulassen – negativer Spitzenwert in dieser Saison und Rekord für die Gäste. Das konnte und wollte die Defensive um Libero Markus Steuerwald nicht schlucken. Die Verantwortung übernahmen aber zwei Andere. Daniel Malescha pflückte sich da Silva zum Ausgleich (6:6) und Rafael Redwitz legte Poweraufschläger Halaba gleich selbst ein Ass vor die Füße (7:6). Diese erste Führung hatte etwas von einem Brustlöser, denn plötzlich war verkehrte Welt in der ZF Arena. Die Annahme stand, Redwitz fand jetzt auch Andreas Takvam durch die Mitte (11:7) und immer wieder übernahm Malescha die schwierigen und wichtigen Bälle, wenn der VfB die Hachinger Angriffe entschärfte (14:8, 17:10). Takvam kassierte den Block gegen Pedro Frances (18:13) und revanchierte sich postwendend (19:14). Danilo Gelinski machte noch einmal gehörig Betrieb im Service und die Gäste robbten sich auf 19:16 heran. Friedrichshafen verteidigte aber weiter solide und baute den Vorsprung wieder aus (21:17, 24:18). Kirill Klets kam nicht durch, der eingewechselte Janouch verteidigte und Sossenheimer machte den Deckel drauf (25:18).
Im dritten Satz ging es hin und her. Einerseits in Sachen Punkte (5:4, 10:11), andererseits auch in den Ballwechseln. Selten kam eine Mannschaft direkt zum Punkt, oftmals nahmen die Teams drei oder vier Mal Anlauf und verteidigten stark. Zusätzlich war ordentlich Feuer in der Partie. Gleich beide Mannschaften kassierten von Schiedsrichter Mahmoud Alburdeini den gelben Karton. Erst als Sossenheimer gleich zwei Mal die Chance zum Break nutzte, war der VfB ein Stückchen enteilt (17:15). Heynen brachte Boladz und Janouch, sodass Rafael Redwitz die Zeit hatte, von der Bank aus Takvams Block gegen Pedro Frances frenetisch zu bejubeln 21:17). Auch die 2308 Zuschauer in der Arena hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Weil Gelinski nicht volles Risiko ging, konnte Takvam durch die Mitte zum Satzball schmettern. Jakob Günthör kam herein, blockte Kirill Klets und das Spiel war gedreht (25:20).
Es war kein Spiel für die Fans der feinen Klinge, aber eines zum Fingernägel kauen. Oftmals ging es mit viel Gewalt und manchmal auch daneben – bei Friedrichshafen bis dahin aber deutlich seltener. Dass die AlpenVolleys trotzdem wieder die Zügel in die Hand nahmen, war Zuspieler Danilo Gelinski zu verdanken. Der Brasilianer zeigte ein Zauberzuspiel nach dem anderen (6:8, 7:10) und punktete zur zwischenzeitlichen 15:10 Führung gleich selbst. Der Faden beim Pokalsieger war wieder gerissen. Gleichzeitig war Haching oben auf und deutlich druckvoller. Nach Klets‘ Ass zum 21:13 hatten die AlpenVolleys den vor dem Spiel erhofften Punkt fast sicher. Kurze Zeit später konnten die Gäste das „fast“ dann streichen. Da Silva schlug Redwitz zum 25:16 an.
Im Entscheidungsdurchgang belauerten sich die Mannschaften. Viel Risiko auf beiden Seiten hatte auch Fehler und damit Punkte für den Gegner zur Folge (1:2, 5:4). Ein Häfler Block durch Takvam segelte knapp neben die Line (6:6), die AlpenVolleys waren zum Seitenwechsel ihrerseits glücklicher (7:8). Längere Ballwechsel waren jetzt Mangelwaren. Beide Teams hatten wenig Erbarmen im Angriff (9:10). Kirill Klets vergab dann zur erneuten Häfler Führung (10:11), die er selbst wieder egalisierte. Haching stand im Block und lag wieder in Front (11:12). Die strenge Regelauslegung des Schiedsrichters machte einen Lob von Athanasios Protopsaltis zunichte (12:13), ein Missverständnis auf Häfler Seite brachte Hachings ersten Matchball (13:14). Der eingewechselte Daniel Koncal legte schließlich seinen Aufschlag genau in den Knick. Haching setzte sich mit 15:13 durch.
„Ich habe es schon vor dem Spiel gesagt, diese Vorbereitung war nicht optimal und das hat man gespürt. Der Pokalsieg, mein Abschied und dann noch die drei Tage in St. Petersburg – das war nicht einfach für die Mannschaft“, sagte Cheftrainer Vital Heynen nach dem Spiel. „Man muss aber auch sagen, dass wir heute das Spiel des Tabellenersten gegen den Tabellenzweiten gesehen haben. Deshalb war es klar, dass uns ein enges Spiel erwarten würde.“