25. April 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Am Samstagabend (27. April, 17:30 Uhr live bei Sport1) startet für den VfB Friedrichshafen die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft. Nach maximal fünf Spielen wird dann feststehen, ob die BR Volleys den Titel verteidigen, oder ob die Häfler im dritten Anlauf unter Trainer Vital Heynen die Schale wieder an den Bodensee holen können. Auch für Außenangreifer David Sossenheimer ist es Versuch Nummer drei. Er spricht vorab über die Chance auf eine Revanche, über sympathische Berliner und über den „Tischer-Effekt“.
Herr Sossenheimer, gerade scheint am Bodensee die Sonne. Man kann sich gemütlich an den See setzen oder sogar Beachvolleyball spielen. Dazu kommt, dass Sie jetzt zehn Tage kein Spiel bestritten haben. Kann man da einfach so wieder in den Playoff-Modus schalten?
Voll und ganz. Ich denke, auch wenn wir nicht jeden Tag trainiert haben, denkt jeder von uns an das Finale. Es ist nicht so, dass wir komplett abschalten, obwohl wir auch ein wenig frei hatten. Ich hoffe, dass auch tatsächlich keiner Beachvolleyball gespielt hat. Das ändert ja schon ein bisschen etwas am Timing und am Ballgefühl. Auch wenn nicht jeder der letzten Tage ausschließlich mit Volleyball zu tun hatte, liegt der Fokus schon voll und ganz auf dem Finale.
Und wieder ist es Berlin. Für Friedrichshafen das siebte, für Sie persönlich das dritte Mal in Folge. Hätten Sie sich nicht ausnahmsweise auch mal ein anderes Team gewünscht, wenn es um den Titel geht?
Ich finde es eigentlich ganz gut. Das ist die Chance auf die Revanche für die beiden letzten Jahre. Die andere Mannschaft, die die Möglichkeit aufs Finale hatte, wäre Haching gewesen. Und da haben wir uns in der Normalrunde zwei Mal sehr schwer getan. Man weiß vorher nie, ob das jetzt die bessere Option ist. Aber ich sehe es eben als Chance, es jetzt endlich auch gegen Berlin zu schaffen.
Man braucht ja im Sport auch eine gesunde Portion Aggressivität, um etwas zu erreichen. Andererseits sind Sie mit vielen Spielern bei Berlin befreundet und auf der anderen Seite stehen eigentlich ganz nette Jungs. Macht es das für Sie schwieriger?
Für mich persönlich ist die Berliner Mannschaft ein wenig anders. Darf ich jetzt sympathischer sagen (lacht)? Sie sind eben nicht ganz so extrovertiert. Wenn ich mich da an Aleksandar Okolic oder Graham Vigrass 2018 erinnere und was die einem so an den Kopf geworfen haben, dann war das schon ein wenig anders. Ich meine das gar nicht abwertend. Aber dieses Jahr ist Berlin vielleicht einfach nicht ganz so „verbal“ wie in den Jahren zuvor. Aggressiv werden wir schon sein, wenn auch mit dem nötigen Respekt. Gerade wenn man Freunde auf der anderen Seite hat, werden wir uns sicherlich im Spiel nicht beschimpfen. Aber ein bisschen Trash-Talk gehört im Finale schon auch dazu.
Vergangenes Jahr haben Sie alle Spiele gegen Berlin gewonnen – im Supercup, in der Normalrunde und auch in der Champions League. Dieses Jahr hat Berlin sogar in Friedrichshafen gewonnen. Ist das ein Vorteil, nicht wieder als Mannschaft ohne Niederlage und mit etwas weniger Druck aufs Feld zu gehen?
Das kann man so oder so sehen. Letztes Jahr haben wir alle Spiele gewonnen und konnten mit breiter Brust in die Finals gehen. Gebracht hat es aber auch nicht so viel. Dieses Jahr kann man sagen, es ist ein Vorteil, dass wir schon verloren haben. Aber am Ende hat das gar nichts zu sagen. Der Sieg im Supercup ist acht Monate her, der Sieg von Berlin in der Arena war auch schon vor einer gefühlten Ewigkeit und unser 3:0 in Berlin war zu einer Zeit, als bei denen recht wenig zusammenlief. Die beiden Mannschaften haben sich über die Saison derart verändert und entwickelt, dass die drei Spiele bisher echt wenig zu sagen haben. Dieses Jahr ist es sicher einfacher auch mal mit einer Niederlage umzugehen. Wir haben über die letzten Jahre dazugelernt und wissen, dass es auch nach einer oder nach zwei Niederlagen noch möglich ist, so eine Serie zu drehen.
Es gibt diese Saison ein Berlin vor Zuspieler Sergej Grankin und eines danach. Ähnlich war das vergangenes Jahr mit Trainer Stelian Moculescu. Kann ein Einzelner wirklich so viel bei einer Mannschaft bewegen?
Moculescu hat den Jungs letztes Jahr viel mehr Selbstvertrauen gegeben. Da kam einfach eine Persönlichkeit an und hat ihnen gesagt, was sie zu tun haben und dass sie auf das Ding drauf hauen sollen. Dafür hatte er auch die richtigen Spieler. In diesem Jahr ist es mit Grankin vielleicht ähnlich wie bei uns mit Rafael Redwitz. Wenn ein Spieler kommt, der schon viel Erfahrung gesammelt hat und den Spielern das weitergibt, dann hören einfach alle zu. Grankin hat eine Ausstrahlung, dass sich die Leute sicher fühlen. Bei uns war das so mit Simon Tischer. Der musste gar nichts Besonderes machen und du weißt aber, dass du ihn auf dem Feld stehen hast. Moritz Reichert ist dieses Jahr in Berlin eine Führungspersönlichkeit, obwohl er noch so jung ist. Gerade solchen Spielern hilft es, wenn ein Grankin kommt und diese Führungsrolle so ein bisschen an sich reißt.
Und am Ende noch eine ganz einfache Frage. Warum wird der VfB in diesem Jahr Deutscher Meister?
Wir werden Deutscher Meister, weil wir es dieses Jahr jetzt endlich mal werden müssen. Ich kann nicht drei Jahre am Stück gegen dieselbe Mannschaft im Finale verlieren.