21. Juli 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Nicolas Marechal komplettiert den Außenangriff des VfB Friedrichshafen. Der französische Europameister und World-League-Sieger unterschreibt für ein Jahr beim Rekordmeister vom Bodensee. Marechal stand schon in Frankreich, Italien, Russland, der Türkei und in Polen unter Vertrag und wechselt von Asseco Resovia Rzeszow nach Friedrichshafen. Der 33 Jahre alte Franzose hat vor allem ein Ziel mit seinem neuen Club. Er möchte mit den Häflern „wieder ganz nach oben.“
Nicolas Marechals Aufgabe beim VfB umschreibt sich schon ein klein wenig durch seinen Nachnamen. „Marschall“ hieße er auf Deutsch; ein hoher militärischer Dienstgrad. Ein Anführer also, der „die jungen Spieler führen“ soll, wie es VfB-Cheftrainer Michael Warm beschreibt. Denn Marechal ist nicht nur mit 33 Jahren im besten Volleyballeralter, sondern er sammelt Titel wie andere Briefmarken. In Frankreich, Italien, Polen, Russland und mit der französischen Nationalmannschaft. Unter anderem war er mit Frankreich Europameister und World-League-Sieger. Mit Skra Belchatow holte er den polnischen Pokal.
Trotzdem will Marechal nicht „erfahren“ genannt werden. „Das hört sich so alt an und in meiner Welt bin ich noch sehr jung“, sagt er. Und zumindest auf seinen Social-Media-Accounts kann man sehen, was er meint. Mal spielt er Fußball mit seinem kleinen Sohn, mal wirft er Gegenstände aus großer Entfernung in Bierkrüge. Gerne auch mit seinem Fast-Nachbarn, Freund und Ex-Häfler Batiste Geiler. „Wir haben natürlich auch über den VfB gesprochen“, erzählt Marechal. „Und Batiste hat nur Gutes erzählt.“ Genau so wie Jenia Grebennikov und Benjamin Toniutti. Beides Franzosen, die ebenfalls schon das Häfler Trikot auf den Schultern trugen.
2015 gewannen Geiler und Grebennikov in Friedrichshafen das Double. Toniutti wurde mit dem VfB Meister. Nicolas Marechal könnte sich sehr gut vorstellen, diese französische Siegesserie fortzusetzen. „Ich bin keiner, der nur irgendwo hin geht und das Geld kassiert“, sagt er über seine Motivation. „Ich bin ehrgeizig – vielleicht manchmal zu sehr – aber ich möchte schon zumindest versuchen, Berlin ein wenig zu ärgern.“ Vor allem Berlins Zuspieler Pierre Puyol würde sich wohl grämen. Schließlich sind er und Marechal seit vielen Jahren beste Freunde.
Marechal ist so etwas wie der „Königstransfer“ des VfB für die aktuelle Saison und passt gut in Warms Konzept aus stürmischer Jugend und erfahrenen Spielern. Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt hat nie gegen seine Neuverpflichtung auf dem Feld gestanden. Um so mehr freut er sich, dass er nach zahlreichen Gesprächen Marechal für den VfB gewinnen konnte. „Dieser Spielertyp wird für uns eine große Bereicherung sein“, sagt er über seinen Transfercoup. „Und zwar in allen Elementen.“
Sich selbst beschreibt Marechal übrigens als weniger athletisch und eher als technisch versiert. „Französische Spielweise eben“, wie er sagt. Mit dieser Spielweise haben die Häfler auch schon den einen oder anderen „Großen“ in Europa überrascht. Nicht zuletzt als sie vor zwei Jahren Berlin überraschend aus der Königsklasse warfen. „Und da will ich mit Friedrichshafen wieder hin“, gibt er die Richtung vor. „Ganz nach oben.“