12. April 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Dejan Vincic wird eine weitere Saison für den VfB Friedrichshafen ans Netz gehen. Der Kapitän hat seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr verlängert und geht damit in seine dritte Spielzeit mit dem Club vom Bodensee. Viele Kriterien gaben für diese Entscheidung den Ausschlag, einige davon sind aber gar nicht unbedingt nur sportlicher Natur. Vincic fühlt sich inzwischen in Friedrichshafen zu Hause.
Kurz nachdem der letzte Ball im Pokalfinale gespielt war, schlug Dejan Vincic die Hände vors Gesicht. Der Kapitän stand ein wenig abseits. Er stützte sich auf den Oberschenkeln ab und spürte in diesem Moment den schmerzenden Rücken. Gleichzeitig rollten Vincic aber auch ein paar Tränen über die Wangen. „Besonders nachdem ich dieses Jahr auch viel verletzt war und wir als Club viele Schwierigkeiten hatten, weil es eben auch keine Spielhalle in Friedrichshafen gibt, war das ein sehr emotionaler Erfolg und ich war sehr stolz auf uns alle“, erklärte er später. „Wir hatten den härtesten Weg ins Finale und mussten Düren, Berlin und im Finale Lüneburg schlagen. Das hat mir sehr viel bedeutet.“
Emotionen sind für den Vizeeuropameister sehr wichtig in seinem Sport. Deshalb hat er sich auch entschieden, in eine dritte Saison mit den Häflern zu gehen. Er hatte Angebote aus dem Ausland, daraus macht der Zuspieler keinen Hehl. „Ich fühle mich hier wohl, es ist mein zweites Zuhause geworden. Es gab keinen Grund, den Club nach zwei Jahren zu verlassen“, sagt er und bezieht das auch auf seine Frau und die drei Kinder. „Meine Familie liebt es, hier zu sein. Und ich habe es auch nicht so weit bis nach Slowenien. Das ist eine unterschätzte Sache, denn diese Möglichkeit hatte ich selten in meiner Karriere. Ich würde es sogar Luxus nennen.“
Luxus ist es für ihn auch „mit Friedrichshafen zu jeder Zeit um einen Titel spielen zu können“. Auch die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Mark Lebedew, dass Lebedew vor kurzem slowenischer Nationaltrainer wurde, all das gefällt dem 35-Jährigen. „Mark ist ein toller Mensch und natürlich auch ein toller Trainer“, sagt der Kapitän über seinen Chef und betont noch einmal die Reihenfolge. Die beiden begegnen sich mit großem Respekt und halten viel voneinander. Auch Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt hebt die Führungsqualitäten des Slowenen heraus. „Dejan ist ein richtiger Kapitän, auf und auch neben dem Feld“, so Späth-Westerholt. „Es ist wichtig für uns, dass wir mit ihm weiterarbeiten und dass wir dieselben Ziele haben.“
Ein Ziel ist da in dieser Saison noch. Am kommenden Samstag beginnt die Finalserie gegen die Berlin Recycling Volleys. Vincic und Co können Deutscher Meister werden. Schon vergangenes Jahr gab es diese Chance, doch Berlin holte sich unangefochten den Titel. „Es ist jetzt eine andere Situation, denn jedes Finale hat seine eigene Geschichte“, weiß Vincic. Er bekommt große Augen, wenn er davon spricht, was ein Double für ihn bedeuten würde. „Das habe ich seit meiner Zeit als junger Spieler in Slowenien nicht mehr geschafft.“ Dass Berlin als Favorit in die „best-of-five“-Serie gehen wird, ist Vincic bewusst. „Wir haben aber im Pokalhalbfinale gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mitspielen können. Für uns ist es ein großer Erfolg, überhaupt im Finale zu stehen. Du spürst aber bei jedem einzelnen Spieler, Trainer, Mitarbeiter in Friedrichshafen: wir wollen mehr.“