15. Februar 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der VfB Friedrichshafen steht im Viertelfinale der CEV Volleyball Champions League. Nach einem 3:0 im Hinspiel gegen den französischen Tabellenführer Tours VB, gewannen die Häfler auch das Rückspiel in eigener Halle mit 3:2. Nach 0:2 Rückstand, drehte das Team um Kapitän Dejan Vincic die dramatische Partie und siegte im Entscheidungsdurchgang (21:25, 15:25, 25:18, 25:21, 15:11). Friedrichshafen trifft nun in der Runde der besten acht Mannschaften Europas auf den polnischen Topclub und Gruppenphasengegner Jastrzebski Wegiel.
Den ersten Satz zwischen dem VfB Friedrichshafen und Tours VB bestimmte vor allem ein Mann: Aboubacar Drame Neto holte sich drei der ersten sechs französischen Punkte (4:6) und war indirekt mit dem Service an einem weiteren beteiligt. Fast jeder Ball ging über den Diagonalangreifer, der am Ende des Durchgangs zehn Zähler auf sein Konto packte. Trotzdem Libero Blair Bann zu diesem, Zeitpunkt schon mit spektakulären Rettungstaten andeutete, wozu er noch fähig sein sollte (7:8), lief bei der Heimmannschaft wenig zusammen. Ziga Stern wurde geblockt (7:10), Luciano Palonsky legte ein Ass nach (9:13) und Drame Neto tat es ihm gleich (15:20). Der Satz ging an die Franzosen (21:25).
Die Häfler wirkten nervös und unsicher. Andre Brown kam nicht am Block vorbei (4:7), Luciano Vicentin pritschte einen Ball gegen die Netzkante (9:13) und Stern, der beim 3:0 Hinspielsieg noch glänzte, traf das Feld nicht (10:15). Wenn Dejan Vincic einen Angreifer fast nach Belieben einsetzen konnte, dann Mittelblocker Aleksandar Nedeljkovic (12:18). Der Satz war aber zu diesem Zeitpunkt schon fast vorbei. Cheftrainer Mark Lebedew wechselte auf fast allen Positionen und gab seinen Stammspielern eine Denkpause. Nach einem weiteren Lauf der Franzosen, angeführt vom starken Joao Ferreira, holte Tours VB den nächsten Durchgang (15:25) und war nur noch einen Satz vom entscheidenden „Golden Set“ entfernt.
Lebedew trieb in der Pause zu mehr Geschwindigkeit und Genauigkeit im Spiel an. Dejan Vincic setzte mit dem Ass erst einmal auf zweiteres (6:5). Als Drame Neto einen Angriff im Netz vergrub, holte sich Vicentin den Brasilianer noch im Block (12:7). Was vor wenigen Minuten noch verkrampft wirkte, ging jetzt fast spielerisch. Michal Superlak und Ziga Stern punkteten nach Belieben, vor allem weil Libero Blair Bann einen Sahnetag in der Abwehr erwischte (15:8, 19:14). Vincic zauberte mit einer Hand sein Zuspiel zu Nedeljkovic (24:17). Der Serbe war es dann auch, der mit einem Block, nach einer weiteren sehenswerten Rettungstat, vollstreckte (25:18).
Wie schon im Gruppenspiel gegen Montpellier, wollte Friedrichshafen das Publikum in der ratiopharm arena mit einer Aufholjagd begeistern. Der spätere MVP Superlak setzte dazu seinen Aufschlag haargenau auf die Linie (1:0). Ein Block des Polen gegen Palonsky (8:7) war wichtig, der dann folgende von Nedeljkovic noch wichtiger (13:11). Friedrichshafen glaubte nun an den Punktgewinn – bei Tours hingen die Köpfe. Drame Neto setzte seinen Angriff ins Netz (18:14) und blieb enttäuscht liegen. Superlak verwandelte den Satzball zum 25:21. Alle Spieler des VfB lagen sich in den Armen, obwohl der fünfte Satz noch ausstand. Denn mit dem gewonnenen Punkt war eines klar: Friedrichshafen steht im Viertelfinale der Champions League.
Der Entscheidungssatz war dann die Zugabe für das frenetisch jubelnde Publikum. Brown blockte (9:6), Nedeljkovic blockte (13:9) und ein Aufschlagfehler besiegelte den Sieg für Friedrichshafen (15:11). Der Club vom Bodensee steht damit zum ersten Mal seit dem Jahr 2018 in der Runde der besten acht Clubs Europas und trifft wiederum auf Gruppengegner Jastrzebski Wegiel. Fast zeitgleich folgten die Berlin Recycling Volleys den Häflern ins Viertelfinale. Der Meister besiegte Ziraat Bank Ankara in einem ebenso dramatischen Match mit 3:2. Friedrichshafen empfängt das Team um Ex-Häfler Benjamin Toniutti voraussichtlich am 7. März in der ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm, ehe Dejan Vincic und Co. eine Woche später zum Entscheidungsspiel nach Polen reisen. Tickets für die Partie sind in Kürze erhältlich.
„Wir hatten einen schwierigen Start ins Spiel und haben Tours die Begegnung bestimmen lassen. Wir waren nicht schnell genug und man hat die Nervosität gespürt“, sagte Cheftrainer Mark Lebedew. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass sie die Partie gedreht hat. Das ist uns jetzt schon das zweite Mal in dieser Champions-League-Saison gelungen. In fünften Sätzen bleiben wir auch weiterhin ungeschlagen.“