09. August 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Adam Swaczyna hat am Samstag (13 Uhr) die Chance, sich als Co-Trainer der polnischen Nationalmannschaft olympisches Gold zu holen. Im Finale trifft das Team um Superstar Wilfredo Leon auf Gastgeber Frankreich, der sich noch im Viertelfinale nur knapp mit 3:2 gegen Deutschland durchsetzen konnte. Swaczyna könnte nicht nur als Olympiasieger an den Bodensee reisen, sondern auch Geschichte schreiben. Für die erfolgsverwöhnten polnischen Volleyballer wäre es erst die zweite olympische Goldmedaille und die erste Medaille überhaupt seit sagenhaften 48 Jahren.
Der Blick von Adam Swaczyna war auch im packenden Entscheidungssatz der Polen gegen die USA noch stoisch. Konzentriert saß der 35-Jährige auf der Bank und analysierte den Gegner, versuchte den Spielern auf dem Feld die nötigen Tipps für den Erfolg zu geben. „Das fällt mir eigentlich gar nicht schwer, auch wenn es emotional wird“, schmunzelt er. „Manchmal sieht man dann meine Emotionen nicht, aber das ist mein Job. Ich denke immer drüber nach, was in der nächsten Rally passieren könnte.“
Und nachzudenken gab es viel im Halbfinale gegen die Amerikaner. Polen ging mit 1:0 in Führung, danach kamen die USA. Polen kämpfte mit dem Ausfall des Zuspielers, einer Verletzung des Liberos und sich schließlich zurück in die Partie. Im Entscheidungssatz lagen die USA ebenfalls vorn, doch auch dieses Mal blieben Swaczynas Schützlinge cool. „Es ist beeindrucken, wie viel Herz sie auf dem Feld gelassen haben und wie sehr sie gesundheitliche Probleme ausblenden konnten“, sagt er sichtlich stolz, um dann wieder in den gewohnten Swaczyna-Modus zurückzukehren. „Wir haben jetzt zwar eine Medaille, aber da ist jetzt dieses Spiel, das uns zu Olympiasiegern machen kann. Und das ist jetzt das Wichtigste.“
Im Finale treffen die Polen auf die französischen Lokalmatadore, die sich klar in ihrem Halbfinale gegen den italienischen Weltmeister von 2022 durchsetzen konnten. Auf einen Favoriten in diesem Goldduell möchte sich Swaczyna nicht festlegen. „Das sind gute Spieler aus guten Clubs, die in Tokio Gold geholt und dieses Jahr die Volleyball Nations League gewonnen haben. Dazu kommt, dass sie ein Heimspiel haben. Ich möchte mich aber gar nicht auf den Gegner fokussieren, sondern auf uns. Wir sind bereit für dieses Spiel und stellen uns auf eine lange Partie ein.“
Fast wäre es gar nicht zu diesem Duell gekommen. Denn im Viertelfinale rang das deutsche Team den Franzosen ganze fünf Sätze ab und scheiterte nur knapp am Starensemble von Trainer Andrea Giani. Swaczyna würde sich wünschen, dass die Deutschen „stolz auf ihre Mannschaft sind“. Er zieht den Hut vor der Leistung von Georg Grozer und Co. „Sie haben gegen jeden Gegner alles gegeben. Ich bewundere wirklich ihre Einstellung und ihr Selbstbewusstsein. Sie haben stark gespielt und keine Angst gezeigt, das imponiert mir sehr.“
Ob Swaczyna mit Gold oder Silber nach Friedrichshafen kommt, steht dann am Samstagnachmittag fest. Auf jeden Fall will der Pole schnell in Richtung Bodensee aufbrechen, wo gerade Athletiktrainer Justin Ziolkowski und Sportdirektor Radomir Vemic die Häfler auf die kommende Saison vorbereiten. „Es ist nicht einfach, das große Ganze zu kontrollieren, wenn du nicht da bist. Aber ich kenne Rado und Justin und ich vertraue ihnen. Am Samstag kommt dann auch unser Co-Trainer Damian Musiak nach Friedrichshafen. Wir sind waren jeden Tag im Austausch“, erklärt er. „Ich spüre die Unterstützung von wirklich jedem in diesem Club. Da sind die Ärzte, die Physiotherapeuten der Praxis Klenk, das Management, das Büro – ich bin wirklich dankbar und zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft in den ersten Trainingstagen.“