16. August 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Nicht einmal eine Woche nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen mit der polnischen Nationalmannschaft, hat Adam Swaczyna als der neue Cheftrainer des VfB Friedrichshafen seine Arbeit begonnen. Im Interview spricht der 35-Jährige über Erfolg im Sport, sein Verständnis von Arbeit und über seine Ankunft in seiner neuen (alten) Heimat.
Herr Swaczyna, vor nicht einmal einer Woche standen Sie noch als Co-Trainer der polnischen Nationalmannschaft im olympischen Finale von Paris, das die Franzosen mit 3:0 für sich entschieden. Mit ein bisschen Abstand – haben Sie Silber gewonnen oder Gold verloren?
Vielleicht bin ich immer noch ein bisschen traurig. Aber von Tag zu Tag verstehe ich mehr, was wir erreicht haben, besonders nachdem wir nach Polen kamen und gesehen haben, wie glücklich und zufrieden unsere Fans und Sponsoren waren. Ihr habt hier ja sogar ein Transparent für mich aufgehängt, was mich unglaublich gefreut hat. Es ist aber auch klar, dass wir Gold wollten. Manchmal ist das brutal. Du nimmst eine Medaille mit und bist doch traurig.
Das bedeutet, dass Erfolg eben doch über allem steht? Oder können Sie auch die reine Leistung einer Mannschaft anerkennen?
Wenn du Teil des Teams bist, dann verstehst du, was da für Arbeit drinsteckt. Ich habe das auch unseren Spielern in Friedrichshafen gesagt: die Leute sehen immer nur 15 oder 20 Prozent von dem, was wir tun. Sie sehen die Ergebnisse, aber nicht den Weg dorthin. Wenn du alles gibst und trotzdem am Ende jemand besser ist, musst du das akzeptieren. Was soll man sonst von Sportlern mehr erwarten? Schau auf das Turnier bei den olympischen Spielen. Wir hatten Verletzungsprobleme und statistisch waren wir sicher nicht die Besten. Aber am Ende waren wir im Finale, weil wir in den entscheidenden Momenten zur Stelle waren.
Dann ging es von Paris zurück nach Polen und für Sie stand sofort die Reise an den Bodensee an – praktisch ohne große Zeit zu verschnaufen. Konnten Sie es nicht erwarten, die Arbeit hier aufzunehmen?
Ich glaube es ist normal, dass Spieler noch einmal anders agieren, wenn der Cheftrainer da ist. Klar wussten meine Co-Trainer Damian Musiak, Justin Ziolkowski und Sportdirektor Radomir Vemic wie ich arbeiten möchte und wir waren im engen Austausch. Aber ein paar Dinge sind da in meinem Kopf, die mir noch wichtig sind. Diese Woche hatten wir noch viel Krafttraining und wenig Volleyball, das wird sich jetzt sukzessive ändern. Wir konzentrieren uns ab Montag vermehrt auf Volleyball und auf die Taktik.
Wenn man Ihnen zuhört und auch ihren beiden polnischen Kollegen Damian Musiak und Justin Ziolkowski, dann klingt alles sehr fokussiert. Ist das Ihr Weg, wie Sie an diese Vorbereitung herangehen?
Nicht nur an die Vorbereitung. In Polen haben wir eine gute Liga. Wir mussten hart mit ZAKSA Kedzierzyn-Kozle arbeiten, um Erfolge wie Meisterschaften und Champions-League-Siege zu haben. Ich glaube daran, dass wir professionell arbeiten müssen und dann auch Ergebnisse sehen. Wir müssen der beste VfB sein, der wir sein können – nicht nur auf dem Feld, sondern auch mit der Gesellschaft und abseits des Sports. Wir wollen die Leute glücklich machen, dann sind wir es auch.
Apropos glücklich – Sie sind ja in Friedrichshafen kein Unbekannter. Von 2017 bis 2019 waren Sie Co-Trainer unter Vital Heynen bei den Häflern. Wie war die Ankunft in Ihrer neuen alten Heimat?
(lacht) Ich habe sogar wieder dieselbe Wohnung wie damals. Es fühlt sich an, als wäre ich nur kurz bei einem Auswärtsspiel gewesen. Meine Frau hat gestern schon gelacht, weil ich kein Navi im Auto gebraucht habe. Es war wirklich ein bisschen wie nach Hause kommen. Es hat sich wenig verändert in Friedrichshafen. Es ist weiterhin wahnsinnig schön hier.