16. Oktober 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das Rotationsprinzip ist im Profifußball für viele Spieler zum Unwort geworden. Über die Frage nach Einsatzzeiten wird nicht erst seit Bayerns ex-Trainer Carlo Ancelotti diskutiert und diskutiert. In der Volleyball Bundesliga scheint es diese Diskussion nicht zu geben. Zumindest nicht beim VfB Friedrichshafen und Trainer Vital Heynen. Das hat der Belgier mit seinem Team zum Ligaauftakt gegen die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching gezeigt. Friedrichshafen siegte mit 3:0 – mit einem völlig anderen Team als noch beim Supercupsieg eine Woche zuvor.
Friedrichshafen (gms). VfB-Trainer Vital Heynen hat im Moment keinen einfachen Job. Wobei seine Probleme wohl welche sind, die sich der Rest der Liga wünschen würde. 13 Spieler hat der Belgier im Kader und mit jedem könnte er im Moment in ein Ligaspiel starten. Statt auf die Mannschaft zu setzen, die gegen Berlin den Supercup gewann, stellte Heynen vier Neue in die „Starting Seven“. Der Supercup-MVP saß in Person von Athanasios Protopsaltis auf der Bank. Stattdessen stellte Heynen Andreas Takvam aufs Feld. Takvam war 2016 noch Mittelblocker, schult seit ein paar Wochen auf Außenangreifer um und startete gegen die stark eingeschätzten Alpenvolleys.
Ein Risiko, könnte man meinen. Schließlich bezweifelte Heynen selbst vor dem Supercup, dass Takvam schon auf Topniveau mithalten könne. „Ich glaube nicht an Wunder“ hatte er gesagt. „Das ist in so kurzer Zeit gar nicht möglich.“ Zehn Punkte machte Takvam dann allerdings in drei Sätzen, 40 Prozent seiner Angriffe landeten in des Gegners Feld und drei Blockpunkte steuerte er in drei Sätzen bei. Für einen Außenangreifer kein schlechter Wert. „Ich denke, das war ok“, sagt der Norweger über seine Leistung. „Ich bin sehr froh, dass Vital mir heute vertraut hat.“
Und Vertrauen genießt er nicht nur bei seinem Trainer, sondern auch bei seinen Kollegen. Denn vor allem in der Annahme hatte Takvam seine Schwächen. Mit den Floataufschlägen der Hachinger hatte er viele Probleme. Aber das war abzusehen und kalkuliert. Seine Kollegen nahmen Bälle, die eigentlich für ihn gedacht waren. Nach jedem missglückten Ball standen sie bei ihm und sprachen ihm gut zu. „Ich habe ein tolles Team und sie helfen mir wirklich weiter“, sagt er auch ein bisschen stolz. „Das ist nicht selbstverständlich und das hilft mir eine Menge.“
Was vielleicht auch hilft, war im ersten Satz sehr schön zu sehen. Takvam war in der Annahme in Schwierigkeiten, das Zuspiel geriet ins Stocken und Haching drohte diese Situation zum Satzgewinn zu nutzen. Vital Heynen wechselte: den Zuspieler, den Diagonalangreifer und brachte Athanasios Protopsaltis für Takvam aufs Feld. Der Grieche zwinkerte seinem Kollegen zu, kratzte zwei Angriffe der bayrischen Österreicher aus der Ecke und machte drei Punkte am Stück. Friedrichshafen holte sich Satz eins, Heynen konnte Takvam neu einnorden und der Norweger kam in Satz zwei zurück und fing sich.
„Das geht nicht immer gut, eigentlich muss Haching diesen Satz gewinnen“, sagt Heynen zu diesem Schachzug. „Aber Sakis bringt da dann einfach nicht nur Sicherheit sondern auch Spaß aufs Feld. Das war in diesem Moment einfach wichtig.“ Es scheint eben im Moment wirklich vieles zu gelingen. Mit Glück hat das aber nichts zu tun, schließlich glaubt Heynen trotz des Takvam-Einsatzes nicht an Wunder. Er hatte auch nach dem Spiel noch viele Dinge mit seinem Musterumschüler zu besprechen. Und was sagt der zu seiner Leistung? „Ich werde weiter hart arbeiten“, so Takvam. „Und ehrlich, das macht gerade einfach jede Menge Spaß.“