08. Mai 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Volleyballsaison ist beendet. Mit zwei Titeln verabschiedet sich der VfB Friedrichshafen aus der Spielzeit 2016/2017 und hat damit die vor der Saison gesteckten Ziele mehr als übertroffen. Trotz der Finalniederlage gegen die Berlin Recycling Volleys in drei Spielen ziehen die Häfler für das erste Jahr unter Trainer Vital Heynen ein positives Fazit – auf und neben dem Feld.
Es war der 17. Mai 2016 als in Friedrichshafen eine neue Ära im Volleyballsport begann. Vital Heynen gab seine erste Pressekonferenz beim VfB. „Wir bauen etwas auf“, sagte er damals und kündigte an „jedes Spiel gewinnen“ zu wollen und dämpfte aber gleichzeitig die Erwartungen, gleich in seiner ersten Saison nach den Titeln zu greifen. Er formierte in den kommenden Tagen und Wochen ein Team, das sich vor allem durch junge deutsche Spieler auszeichnete und mit erfahrenen Volleyballrecken erweitert wurde.
Markus Steuerwald kam zurück an den Bodensee, der damals 19-jährige David Sossenheimer stand im Kader und ein weitestgehend unbekannter Norweger mit Namen Andreas Takvam verstärkte das Team. Steuerwald wurde zum Publikumsliebling, Sossenheimer entwickelte sich zur Stütze des Teams und den Namen Takvam kennt heute ganz Volleyball-Europa.
Mitte Oktober war das Team komplett beisammen und trainierte erstmalig in voller Besetzung. Bei der Mannschaftspräsentation gab Vital Heynen den Fans seine Nummer, bat um Anrufe, sollte jemand einen guten Vorschlag haben und wollte zum Supercup nach Berlin fahren, um „gegen den Meister zu gewinnen.“ Zwei Wochen später war dieser Plan dann Wirklichkeit. Kapitän Simon Tischer und Co. sorgten in der Berliner Mercedes Benz Arena für die erste Überraschung und den ersten Titel der Saison. Der VfB holte sich mit einem 3:0 gegen Berlin den ersten Supercup in Deutschland.
Es folgte eine Ligarunde mit nur einer Niederlage in Düren, die Qualifikation zur Gruppenphase der Champions League und vielen großen internationalen Auftritten. Dass es am Ende nicht zum Weiterkommen in Europas Königsklasse reichte, war ein Wermutstropfen, den die Spieler allerdings in Mannheim wett machen konnten. Der VfB reiste zum DVV-Pokalfinale – wieder gegen den Favoriten aus Berlin.
Unterstützt von 350 Fans aus der Heimat war Mannheim fest in Häfler Hand. Nach dem Sieg der Stuttgarterinnen gegen Schwerin ging auch der zweite Pokal in den Süden. Die nächste Überraschung war fix. Der VfB gewann erneut gegen Berlin in einem großen Finale und sicherte sich den zweiten Titel der aktuellen Spielzeit. Michal Finger setzte den entscheidenden Ball ins Feld der Hauptstädter und machte den Sieg perfekt – wie so oft in dieser Saison.
Der VfB war in drei Wettbewerben unterwegs, sorgte mit der Freibieraktion von Vital Heynen für Furore beim Spiel gegen Zenit Kasan und brachte den Fans nach dem Kracher gegen Arkas Izmir am nächsten Morgen das Frühstück in die Stadt. Ein neuer Kids Club, ein neuer Hallensprecher, eine neue Kampagne und eine neue Identität und viel mehr Nähe zu den Fans waren die positiven Begleiterscheinungen des „neuen“ VfB. Auf dem Feld setzten sich die Häfler erneut in Berlin durch und sicherten sich Platz eins in der Normalrunde der Liga.
Ein Durchmarsch in den Playoffs folgte. Im Viertelfinale setzte sich der VfB gegen Königs Wusterhausen durch – im Halbfinale folgten zwei Siege gegen Düren. Auch das erste Finalspiel gegen Berlin ging deutlich an den VfB. Der dritte Titel war zum Greifen nah, doch am Ende setzte sich die Erfahrung durch. Berlin schaffte erst den Sieg zuhause und schließlich den Titel in der ZF Arena. Nach fünf Siegen in Folge setzte sich am Ende die Erfahrung des Berliner Starensembles durch.
Enttäuscht waren die Spieler nur kurz. Minutenlang skandierten sie Fangesänge, auch nach dieser Niederlage. Und auch Heynen konnte mit dieser Niederlage – auch wenn ihm dies sonst sehr schwer fällt – umgehen. „Dann halt im nächsten Jahr“ sagte er und war sich einer Tatsache bewusst: dieses junge Team hatte mit zwei Titel mehr geschafft als Volleyballdeutschland ihm zugetraut hatte. „Wir bauen etwas auf“ waren die Worte zu Beginn der Saison und daran hält er fest. 2017 war der Auftakt zu einer neuen Häfler Volleyballära.