06. November 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Seit ein paar Wochen trainiert Mittelblocker Marcus Böhme schon beim VfB Friedrichshafen mit. Jetzt haben sich Verein und Spieler dazu entschlossen, Böhme auch für den Spielbetrieb zu lizensieren. Schon am vergangenen Samstag, beim Auswärtsspiel in Düren, konnte der 35-Jährige für den Rekordmeister auflaufen. Dabei ist diese Zusammenarbeit auch eine dieser besonderen Corona-Geschichten.
Die Volleyballer-Vita von Marcus Böhme ist eine, die man unten ausklappen muss. So viele Titel und Vereine kann der 35-Jährige aufweisen. 270 Länderspiele hat er gemacht, die European Games gewonnen, Vizeeuropameister und Olympia-Teilnehmer war er. Italien, Griechenland, Polen, Türkei und Russland waren seine Stationen bisher. Und eben auch von 2009 bis 2012 der VfB Friedrichshafen. „Ich erinnere mich heute noch gern an diese Zeit“, erzählt Böhme. „Wir haben Titel gewonnen und schlussendlich hat hier meine internationale Karriere begonnen.“
Die sollte auch 2020 weitergehen. Böhme war, nach einer Saison bei Dynamo St. Petersburg, in Verhandlungen mit verschiedenen Vereinen. Weil in Südamerika Corona aber den Ligabetrieb verhindert hat und weltweit mehr Spieler in die Topligen drängten, fand Böhme nicht das richtige Angebot. So wie viele andere Topvolleyballer musste Böhme dann überlegen und erinnerte sich an seine alte Liebe VfB. „Ich habe mit Michael Warm gesprochen und wollte mich hier eigentlich nur fit halten“, so Böhme. „Schlussendlich haben wir dann überlegt, dass ich auch spielen könnte. Warum soll ich das im Moment irgendwo tun, wenn der VfB mir dazu die Möglichkeit gibt?“
Für die Häfler Volleyballer ist das ein Gewinn. Einerseits ist Böhme ein internationaler Topmann auf der Position des Mittelblockers. Andererseits ist ein größerer Kader in Zeiten von Corona von Vorteil. „Spiele können verlegt werden und machen den eh schon engen Zeitplan am Ende unter Umständen noch enger“, weiß VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. „Wir wissen nicht, was noch passiert über den Winter. Deshalb sind wir froh, dass Marcus bis auf Weiteres aushilft.“
„Bis auf Weiteres“ erklärt ein Stück weit den Deal zwischen Marcus Böhme und dem VfB, den Späth-Westerholt erläutert: „Marcus bekommt von uns sofort die Freigabe, wenn er ein attraktives Angebot bekommt.“ Bis dahin setzt er seine 2,12 Meter aber für die Häfler ein. „Besondere Situation bedürfen manchmal besonderen Maßnahmen“, sagt Böhme. „Für mich geht es jetzt aber darum, mit dem VfB zu gewinnen. Und das wollen wir am Samstag in Herrsching wieder tun.“