19. Januar 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der VfB Friedrichshafen führt mit einem Spiel weniger und einem Punkt Vorsprung auf Berlin die Tabelle der Volleyball Bundesliga an. Die Häfler haben nur ein Spiel verloren und haben in eigener Halle noch keinen Punkt abgegeben. Ein Pfeiler des Erfolgs ist Kapitän Dejan Vincic, der im Interview erzählt, welchen Einfluss die Zuschauer auf sein Spiel haben, warum er die großen Rivalen aus Berlin im Kopf hat und wie man sich in der Bundesliga regelkonform die Schuhe bindet.
Herr Vincic, Sie haben am Samstag im Spiel gegen Düren eine gelbe Karte bekommen, weil Sie sich den Schuh auf dem Feld gebunden haben. Ist Ihnen so etwas schon mal passiert?
Ich habe mir das echt erklären lassen müssen. Ich habe mir den Schuh gebunden, aber ich kannte die Regel nicht, dass da vorher jemand die Hand heben muss, um den Schiedsrichter um eine kurze Pause zu bitten. Und vielleicht habe ich auch ein bisschen zu lange gebraucht. Einerseits ist die Regel ja richtig, aber vielleicht ist sie auch Unfug (lacht).
Schlechte Stimmung Laune scheinen Sie also nicht zu haben. Das ist nach dem Sieg gegen die Powervolleys aus Düren auch zu erklären. Was war denn am Samstag anders als noch bei der Pleite in Düren zum Anfang der Saison?
Wir sind einfach länger zusammen und kennen uns besser. Vom Anfang der Saison zu heute haben wir uns sehr stark verbessert. Das sieht man ja an den Ergebnissen. Wir hatten am Anfang viele Schwierigkeiten. Wir hatten keine Halle mehr, wir mussten die ersten Begegnungen alle auswärts antreten – da ist es vielleicht normal, auch ein Spiel zu verlieren. Ich glaube sogar, dass es eine ziemlich gute Leistung war, nur dieses eine Match zu verlieren. Bei dieser Niederlage haben wir die wahrscheinlich schlechteste Leistung der Saison abgeliefert und mit dieser Revanche haben wir gezeigt, wer der Favorit ist und wer um die Meisterschaft spielen will.
Ist es das, was Ihre Mannschaft in diesem Jahr ausmacht? Dass das Team als Einheit funktioniert?
Ich kann schon behaupten, dass jeder in dieser Mannschaft ein guter Mensch ist. Wir haben hier eine Truppe aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten, die gut zusammen funktionieren. Vielleicht ist das unsere größte Stärke, dass wir uns gegenseitig respektieren. Wir machen – im Rahmen des Erlaubten – auch privat Dinge zusammen. Und die Stimmung ist wirklich gut.
Am Donnerstag spielen Sie gegen Bühl, am Wochenende gegen Unterhaching. Aber in gut einer Woche steht das Spitzenspiel gegen Berlin an. Kann man das ausblenden, oder ist Berlin da schon im Kopf?
Ich würde lügen, wenn ich jetzt sage, dass ich nicht das Spiel in einer Woche im Hinterkopf habe. Es ist ein wichtiges Spiel gegen unsere größten Rivalen hier in Deutschland. Ich würde mir vielleicht wünschen, dass das nicht so wäre. Denn wir müssen ja auch erst einmal gegen Bühl und Haching gewinnen, um auch mit Selbstvertrauen in das Berlin-Spiel zu gehen. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt, als wir nach Unterhaching gefahren sind und gedacht haben, dass wir das kurz im Vorbeigehen machen. Wir haben dann einen Satz verloren und uns trotz der drei Punkte am Ende schlecht gefühlt. Mit all dem nötigen Respekt vor Unterhaching, hätte das nicht passieren dürfen. Also kommt jetzt erst Bühl, dann Haching und dann das große Volleyballspektakel in Berlin – ohne Fans.
Sie sprechen es an: es wird weiterhin keine Fans geben. Sollten Sie Erster in der Hauptrunde bleiben, hätten Sie ja bis zum Ende den Heimvorteil auf ihrer Seite. Ist das überhaupt ein Vorteil, so ganz ohne Publikum?
Klar ist das ein Vorteil. Es ist unsere Halle, wir trainieren hier und kennen jede Ecke. Aber sicher ist es mit Fans anders, nur wird das so langsam normal. Ich glaube sogar, dass es super komisch wird, wenn wieder Leute auf den Tribünen sitzen. Ich bin echt gespannt, wie mein Kopf und mein Körper reagieren, wenn die Halle hoffentlich irgendwann wieder voll ist. Wir haben uns ein bisschen an die Stimmung ohne Fans gewöhnt. Aber trotzdem ist das immer noch furchtbar.