21. März 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Im ersten Halbfinale in der 1. Volleyball Bundesliga bewies der VfB Friedrichshafen Nervenstärke. Nach einem 0:2 Satzrückstand gegen die SVG Lüneburg drehten die Häfler das Spiel am Samstagabend noch und gewannen mit 3:2 (17:25, 23:25, 25:20, 25:19, 15:9). Schon am Donnerstag treffen die Teams in der „best-of-three“-Serie erneut aufeinander. Sollten die Häfler das Spiel in Lüneburg gewinnen, stehen sie im Finale. Bei einem Lüneburger Sieg kommt es am kommenden Sonntag zum Entscheidungsspiel am Bodensee.
Die Volleyballfans der Republik wunderten sich vermutlich schon beim Warmmachen der beiden Mannschaften ein wenig. Denn aufgrund akuten Spielermangels griff Lüneburgs Teammanager Matthias Pompe noch einmal zum Spielgerät, das er eigentlich 2019 schon an den Nagel gehängt hatte. Und der 37-Jährige dürfte sich ebenfalls ein wenig von der Auswechselbank aus gewundert haben, schließlich legte sein Team los wie die Feuerwehr. Die Häfler Angriffe fanden nicht Ihr Ziel, wobei die SVG selbst viel besser agierte. Michel Schlien besorgte die erste kleine Führung (1:3), der Aufschlagpunkt von Gijs van Solkema knickte die Stimmung beim Liga-Rekordmeister dann gänzlich (8:12).
Zuspieler Dejan Vincic versuchte jetzt, zu seinen eigentlichen Waffen zu greifen und schickte Linus Weber und Martti Juhkami zum Angriff in den Ring. Doch der junge Deutsche fand sein Ziel in dieser Phase nur selten (11:14) – Juhkami erwischte im Angriff und auch in der Annahme einen rabenschwarzen Tag (12:17). VfB-Trainer Michael Warm reagierte und brachte Rares Balean für Juhkami. Außerdem versuchte er den Doppelwechsel mit Joe Worsley und Lukas Maase. Schlussendlich verteidigte Lüneburg aber weiterhin stark und machte es mit Richard Peemüller dann deutlich (17:25)
Friedrichshafen musste schwer schlucken. Lüneburg war definitiv mit dem viel besagten Momentum unterwegs. Drei Aufschlagfehler in Folge der Nordlichter machten es aber einfach für den VfB, sich ein wenig zu schütteln (3:3, 4:5). Nehemiah Mote schnappte sich Peemüller im Block (8:7), eher der zurückgekommene Juhkami den Hinterfeldangriff ins Aus setzte (8:9). Balean kam wieder und schlug druckvoll auf. Nach Motes Block gegen Lindberg war Friedrichshafen sogar drei Punkte weg (15:12). Es folgte die Aufholjagd der Lünehünen, angeführt von Lindberg (19:19). Als Stefan Hübner eine von in diesem Spiel zahlreichen Challenges gewann, war Lüneburg wieder in Front (20:21). Sein Team zog sogar auf 24:22 davon. Ewert griff an, der Block ging deutlich auf die Linie – aber erst die Challenge brachte den Häfler Punkt (23:24). Ewert ließ sich allerdings nicht nochmal bitten. Den zweiten Satzball verwandelte der Außenangreifer (23:25).
In einem Boxkampf hätte der Ringrichter spätestens jetzt angefangen, die Häfler anzuzählen. Doch, um im Bild zu bleiben: Friedrichshafen nahm die Fäuste nochmal hoch. Balean ging mit seinem Ass voran (6:5), eine weitere gewonnene Challenge später führte Friedrichshafen immer noch (8:7). Balean hatte sich einiges vorgenommen und schnappte sich Peemüller im Block (15:13). Mote, Worsley und der eingewechselte Lukas Maase legten sich nacheinander Ewert und Lindberg zurecht, sodass es etwas entspannter für die Hausherren zuging (20:18, 22:18). Lindbergs Aufschlagfehler setzte den Schlusspunkt in Satz Nummer drei (25:20).
Es ging also in der vierten Satz – und auch der war in der Anfangsphase hart umkämpft. Nicolas Marechal servierte das Ass (3:1), Linus Weber ebenfalls (6:3). Allerdings konnte auch Lüneburg Druck mit dem Service machen und robbte sich wieder heran (10:10). Dieses Mal ließen die Häfler aber nicht locker, verteidigten besser und bekamen die Bälle jetzt auf den Boden des Gegners (14:12, 16:13). Balean startete in der Folge eine Aufschlagserie, die in einem Block von Mote gegen Lindberg (18:13) und einem Ass (19:13) ihre Höhepunkte hatte. Die SVG, zuvor noch eine Bank in der Annahme, wackelte jetzt defensiv, was Weber immer wieder nutzen konnte (20:14, 23:18). Dank des Aufschlagfehlers von Ewert ging es dann in den Entscheidungssatz (25:19).
David Fiel war inzwischen in der Partie und setzte das erste Ausrufezeichen. Der Kubaner blockte Florian Krage zum 1:0. Dann rettete Joe Worsley einen abgewehrten Ball von der anderen Netzseite und bereitete somit eine lange Rallye vor, die Weber für seine Mannschaft entschied (6:4). Peemüller schien dies so sehr aufzuregen, dass er seinen nächsten Angriff ins Aus drosch (7:4). Und auch nach dem Seitenwechsel war Friedrichshafen dominant. Die Häfler fischten die Lüneburger Angriffe weg und punkteten im Gegenzug. Marechal stellte mit einem cleveren Ball an den Block auf 10:4. Lindberg hatte noch zwei Asse im Köcher (13:8, 13:9), allerdings war der VfB nicht mehr aufzuhalten. Ein unsauberes Zuspiel bei den Gästen war schließlich das Ende einer hart umkämpften Partie (15:9).
„In den ersten beiden Sätzen waren wir immer einen Schritt zu spät und nicht aggressiv genug. Unsere Körpersprache war nicht die richtige“, bilanziert Libero Markus Steuerwald später. „Die Wechsel von Balean und Worsley haben uns geholfen. Wir haben dann verstanden, dass wir kämpfen müssen. Am Ende gewinnen wir das Spiel und das ist das, was zählt.“