16. Februar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Zum Abschluss der Gruppenphase in der CEV Volleyball Champions League schnupperte der VfB Friedrichshafen am Mittwochabend an der Sensation. Die Häfler, die mit nur zehn Spielern zu Jastrzebski Wegiel gereist sind, verloren gegen den bis dato ungeschlagenen polnischen Meister mit 1:3 (18:25, 25:23, 15:25, 23:25) und waren im vierten Satz kurz davor, den Tiebreak zu erzwingen.
Dejan Vincic, Vojin Cacic, Daniel Muniz – was sich liest wie die halbe Startaufstellung des VfB Friedrichshafen, ist es im Normalfall auch. Vor dem Champions-League-Spiel gegen Jastrzebski Wegiel standen diese drei Namen allerdings auf der Verletztenliste der Häfler Volleyballer. Mit nur zehn Spielern reiste das Team nach Polen – zu einem Spiel, bei dem ein Weiterkommen der Häfler in die nächste Runde schon vorab ausgeschlossen war. Ben-Simon Bonin, Avery Aylsworth, Lukas Maase und Stefan Thiel rückten in die Startformation. Mit Lucas Van Berkel, Marcus Böhme und Luciano Vicentin komplettierten drei Stammkräfte den Kader.
Der polnische Meister musste mit diesem Umstand erst einmal umgehen. Jastrzebie führte zwar schnell 3:0, allerdings schenkten Maase und zwei Mal Vicentin den Gastgebern insgesamt drei Asse zur ersten VfB-Führung ein (2:3, 5:4). Diese zu halten, fiel dem Pokalfinalisten von 2022 aber ähnlich schwer wie der deutschen Zunge die Aussprache des polnischen Clubnamens. Benjamin Toniutti – schon einmal Meister mit Friedrichshafen – fand vor allem die Superstars Trevor Clevenot und Jan Hadrava mit schnellen und präzisen Pässen (7:12, 12:18). Hadrava durfte sich setzten. Arpad Baroti ersetzte ihn ebenbürtig und verwandelte den Satzball (18:25).
Der erste Satz war deutlich, der zweite dann eher nicht. Nach einem Ass von Lukas Maase führte der VfB mit 5:2. Thiel wurde sicherer und spielte seine Mittelblocker frei (11:8). Auch nachdem Jastrzebski durch eine Aufschlagserie herankam (13:13), blieb Vicentin cool. Er servierte zwei Mal den polnischen Annahmeriegel aus (16:15) und bereitete Bonins Punkt zum 18:15 mit erneut druckvollem Service vor. Maase, zu diesem Zeitpunkt mit 13 Punkten auf dem Zettel, sollte in diesem Satz der entscheidende Faktor sein. Erst legte er den Ball klug hinter den Block des Gegners (23:22) und sorgte dann mit dem Ass für die Satzbälle (24:22). Luciano Vicentin erwischte hauchdünn die Finger des polnischen Blocks und holte den verdienten Satzgewinn (25:23).
Die Polen, bislang in Gruppe A der Königsklasse zu Hause ohne Satzverlust, mussten sich von Cheftrainer Andrea Gardini eine Gardinenpredigt gefallen lassen. Dementsprechend konzentrierter gingen sie den dritten Durchgang an. Gladyrs Ass (2:5) und immer wieder Hadrava (3:8) machten den Unterschied. Bonin durfte sich über sein erstes Champions-League-Ass freuen (6:11), ansonsten hatte Jastrzebski wieder die Zügel in der Hand, was sich vor allem im Aufschlag bemerkbar machte. Macyra servierte seinem Team den Satzball zurecht (24:15). Hadrava machte gleich den ersten mit dem Block (25:15).
Gardini rotierte fleißig durch. Lebedew brachte Andri Aganits für Van Berkel. Und Friedrichshafen versuchte, die Geschichte aus Durchgang zwei noch einmal nachzuerzählen. Aganits vollstreckte zum frühen 7:3. Und auch wenn Baroti zwei Mal wieder ausglich (9:9, 13:13), behielten vor allem Maase und Vicentin die Nerven (15:13, 17:15). Tatsächlich wollte Baroti aber wirklich nicht in den fünften Satz und sorgte mit dem Aufschlag für die vermeintliche Vorentscheidung (20:22). Bonin blockte sein Team aber wieder heran (22:22). Vicentin misslang zum Schluss aber eine Annahme, sodass Jastrzebie sich Satz und Spiel noch greifen konnte (23:25)
„Wir haben heute gut unser Spiel kontrolliert und uns die Chancen erarbeitet. Ich bin sehr zufrieden, wenn auch nicht ganz. Wir hatten die Chance, in den fünften Satz zu gehen und haben sie leider nicht genutzt“, sagte VfB-Cheftrainer Mark Lebedew nach dem Spiel. Marcus Böhme ergänzte: „Wir wissen ja, dass wir Volleyball spielen können. Das haben wir heute auch bewiesen. Wir haben gezeigt, dass es auch reicht, mit einer der Spitzenmannschaften Europas mitzuhalten.“