12. August 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der Kader des VfB Friedrichshafen für die Saison 2022/23 ist komplett. Als 14. Spieler präsentieren die Häfler Volleyballer einen Kracher und ein kleines medizinisches Wunder. Nur vier Monate nach seinem Achillessehnenabriss ist Vojin Cacic schmerzfrei und fast am Ende eines langen Kampfes. Der Montenegriner hofft, schon zum Saisonstart völlig wiederhergestellt auf dem Feld stehen zu können.
Am 16. April 2022 lag Vojin Cacic in den Katakomben der Berliner Max Schmeling Halle. Draußen erarbeiteten sich seine Mannschaftskollegen gerade den ersten Sieg im Playoff-Finale gegen die Hauptstädter. Cacic dachte über etwas anderes nach: sein Karriereende. Denn Cacic kannte den Grund, warum er Minuten zuvor mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Hallenboden liegen geblieben war. Den Knall hörte er trotz vollbesetzter Halle. Cacics Achillessehne war gerissen. Cacic packte die Gedanken an das Ende seiner sportlichen Karriere aber beiseite. „Meine Persönlichkeit lässt Aufgeben nicht zu. Ich wusste, dass es schwierig wird und dass ich mental sehr stark sein muss.“ Cacic war bereit.
Den Sommer über verbrachte der Montenegriner fast vollständig in Friedrichshafen. Einen Tag nach der Verletzung folgte die Operation in der Praxis von Patrick Frei, danach übernahmen Oli Klenk und sein Team die Rehabilitation. „Ich hatte regelmäßige Termine bei den Ärzten und die waren ziemlich erstaunt“, grinst Cacic. „Ich konnte den Heilungsprozess irgendwie beschleunigen. Ich habe mit unseren Athletiktrainerin Liane Weber viel gearbeitet und nicht aufgegeben. Das hat sich ausgezahlt.“
Cacic ist noch ein gutes Stück davon entfernt, wieder Volleyball spielen zu können. Aber der Mann, den sein Trainer Mark Lebedew schon die gesamte Vorsaison nur „Warrior“, also Kämpfer nannte, trainiert weiter hart. „Ich habe volles Vertrauen in meine Achillessehne, aber mir fehlt noch sehr viel Kraft“, erzählt er. Wann er die wieder zurück habe? „Ich hoffe auf den Saisonstart“, ist seine knappe Antwort.
Diese ganzen Entwicklungen und Cacics Ehrgeiz haben sich auch in der Chefetage des VfB Friedrichshafen rumgesprochen. Den Häflern fehlte noch ein Außenangreifer im Kader, sodass Thilo Späth-Westerholt sich mit dem Leistungsträger aus der Vorsaison zusammensetzte. „Die Ärzte gaben grünes Licht und Vojo ist deutlich anzumerken, dass er unbedingt wieder angreifen will“, erzählt der Geschäftsführer. „Für uns war schnell klar, dass wir das machen – obwohl man sonst sicher keine Spieler verpflichten würde, die nicht ganz fit sind.“
Somit komplettiert Vojin Cacic als 14. Spieler den Häfler Kader. Wann er das letzte Mal so spät einen Vertrag unterschrieben hatte? Cacic lacht nur: „Mit 19 in Budva müsste das gewesen sein.“ Dass er sich mit der Rolle des Reservisten nicht einfach so abgeben wird, sollte allerdings auch klar sein. „Dass ich bei den Finalspielen nicht dabei sein konnte, war schrecklich“, erinnert er sich. „Ich werde nie vergessen, wie Mark diese bewegende Ansprache vor Spiel vier gehalten hat und ich nicht aufs Feld konnte. Die Jungs haben alles gegeben und niemand kann ihnen etwas vorwerfen. Aber ich will wieder dahin und spielen. Da gibt es eine große offene Rechnung.“