10. Juli 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Mit Nazar Getman hat der VfB Friedrichshafen seinen vierten Außenangreifer gefunden und damit die Kaderplanung für die Saison 2024/25 abgeschlossen. Der 21-jährige Ukrainer war zuletzt beim Dubai-Club Shabab Al-Ahli unter Vertrag und hat für eine Spielzeit bei den Häflern unterschrieben. Der Nationalspieler blickt auf drei turbulente Profijahre zurück und möchte jetzt in Friedrichshafen den nächsten Schritt machen.
Mit 18 Jahren verließ Nazar Getman sein Heimatland Ukraine. 2021 ging er nach Lettland, um dort zu studieren und Volleyballerfahrung im Ausland zu sammeln. „Ich war damals kein politischer Mensch“, erzählt er. Das hat sich aber inzwischen geändert. Nur einmal kehrte Getman noch in die Ukraine zurück, dann folgte der russische Angriff auf sein Heimatland. Getman heuerte bei Greenyard Maaseik an und holte im vergangenen Winter auch seine Eltern und seine Schwester nach Belgien. „Sie wollten eigentlich in Bachmut bleiben und haben sich dort als freiwillige Helfer gemeldet. Dann kam der Geburtstag meines Stiefvaters, der draußen beim Telefonieren bei einem Bombeneinschlag verletzt wurde. Danach ging es nicht mehr.“
Getman hat Greenyard Maaseik „viel zu verdanken“, wie er sagt. „Ich hatte vielleicht 25 Euro in der Tasche, als ich dort ankam und sie haben mir sehr geholfen. Das werde ich nie vergessen.“ In Sachen Volleyball kam der heute 21-Jährige aber schnell an eine Grenze. Als es sportlich für Maaseik etwas hakte, bekam Getman trotz allem wenig Einsatzzeit. „Ich hätte es mir einfach machen können und mein Geld im Sitzen verdienen, aber das wollte ich nicht. Ich bin geradeheraus und will mich und meine Mannschaften besser machen.“ Getman entschied sich deshalb zum Wechsel in die Türkei, um später noch einen Abstecher nach Dubai zu machen.
Jetzt hat sich Getman entschieden, in der kommenden Spielzeit die Farben des VfB Friedrichshafen zu vertreten. „Nach einer guten Saison in der Türkei hatte ich ein paar Angebote, wobei Deutschland eigentlich gar nicht der Plan war“, schmunzelt er. „Das hat sich dann geändert, als der VfB Friedrichshafen sich bei mir gemeldet hat.“ Cheftrainer Adam Swaczyna bekam die Empfehlung für den jungen Ukrainer von dessen Coach in der Nationalmannschaft. „Er ist ein physisch starker Spieler, der sehr motiviert ist und jeden Tag besser werden will. Das ist ein wichtiger Faktor“, begründet Swaczyna seine Entscheidung für Getman. „Er hat in der Türkei viele Bälle bekommen und wird uns im Angriff und im Aufschlag sehr helfen. Mit gutem Training und einem guten Teamgefüge können wir mit ihm sehr viel erreichen.“
Im Moment kuriert Nazar Getman noch ein paar Blessuren von seiner Zeit mit der Nationalmannschaft aus, mit der er im Sommer den Schritt in die Volleyball Nations League schaffte. Dann nimmt er Anfang August die Vorbereitung am Bodensee auf. „Ich komme hierher, um zu gewinnen“, fasst er seine Pläne in ein paar wenigen Worten zusammen. „Ich würde gern spielen und arbeite auch daran. Aber am Ende bin ich zufrieden, wenn mein Team gewinnt und ich meinen Beitrag dazu leisten konnte.“ Ob Getman sonst noch Wünsche hat? „Ich möchte meine Familie zu mir holen, weil wir eine sehr enge Bindung haben. Und ich möchte meine Freunde irgendwann endlich wiedersehen.“
Mit der Verpflichtung von Nazar Getmann ist die Kaderplanung der Häfler Volleyballer abgeschlossen. „Wir haben viele Leistungsträger halten können und uns punktuell verstärkt“, ist VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt zufrieden. „Die Mischung aus Erfahrung und jungen Talenten ist gut. Ich denke, dieses Team wird den Fans ähnlich viel Freude bereiten wie vergangene Saison.“