Peter Hedrich erinnert sich an die Anfänge

23. September 2019 Zurück zur Artikelübersicht »

Am Freitag lebt die VSG Bodensee bei einem Einlagespiel im Häfler Wohnezimmer, der Bodensee-Sporthalle, wieder auf. Um 18 Uhr bitten die Amateure gemeinsam mit den Profis zur Jubiläumsfeier sowie Saisoneröffnung, bei dem die ehemaligen Spieler der VSG gemeinsam mit vielen weiteren ehemaligen Häfler-Spielern auflaufen werden.

Die VSG Bodensee / Foto Archiv

Wer weiß, wo der VfB Friedrichshafen heute stünde, wenn Peter Hedrich sich 1972 nicht so engagiert für die Gründung der VSG Bodensee eingesetzt hätte. Die Idee zu einer Spielgemeinschaft entstand nach einem Training im Langenargener „Engel“. Das Ziel: Die besten Spieler der Region zu bündeln. „Spielgemeinschaften sah die Satzung des Volleyball-Landesverbandes Württemberg gar nicht vor und der VLW musste mehrmals tagen, bis die VSG zugelassen war“, erinnert sich Hedrich.

In der Saison 1972/73 konnte es losgehen. Anfangs wollte sich der Erfolg nicht so recht einstellen, von der Oberliga ging’s erstmal zurück in die Verbandsliga. Doch mit hartem Training schafften Peter Hedrich und sein Team anschließend den Durchmarsch in die Regionalliga. Zu den guten Leistungen trugen auch Trainingsspiele gegen wesentlich stärkere Teams bei. Unvergessen geblieben sind die Auslandsreisen der Volleyballer, die das Team unter anderem nach Holland, Brasilien, Mexiko, Israel, USA und auf die Bahamas führte.

Nachdem 1976 der ehemalige rumänische Nationalspieler Gelu Stein zur VSG stieß, gab Hedrich 1979 sein Amt als Spielertrainer an ihn ab und konzentrierte sich ganz aufs Teammanagement. Die Pressearbeit und die Werbung fielen ebenfalls in das Ressort von Hedrich, im Hauptberuf Produktionsleiter bei MTU in Friedrichshafen.

1980 folgte der Aufstieg in die 2. Liga, ein Jahr später gelang der erste Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Den Matchball versenkte Roger Heimpel von der Mitte beim USC Freiburg. „Damals haben uns die Fans mit mehreren Bussen und Pkw zu diesem entscheidenden Spiel nach Freiburg begleitet“, erinnert sich Hedrich.

Um sein Team an die Bundesliga anzupassen, holte er unter anderem Thomas Fuchs direkt nach dem Abi vom langjährigen Kontrahenten TuS Stuttgart nach Friedrichshafen. „Fuxi“ ist in Friedrichshafen geblieben und heute Sportlehrer am Graf-Zeppelin-Gymnasium. Das erste VSG-Bundesliga-Gastspiel dauerte nur ein Jahr. 1982 beendete Gelu Stein seine Karriere und wurde vom Luxemburger Starspieler Marc Gerson abgelöst. Insgesamt 37 Spieler gehörten der VSG Bodensee zwischen 1972 bis 1984 an.

Kultstatus in der Geschichte der VSG hat das zweite Aufstiegsspiel gegen VfL Sindelfingen am 1. April 1984 erlangt, das die VSG nach 1:2-Satzrückstand nach 209 Spielminuten für sich entschied. Damals war der Besucheransturm in der Bodenseesporthalle so groß, dass es das erste Public Viewing in der benachbarten Festhalle gab. 1984 war auch das Jahr, in dem die VSG auf Wunsch der Stadtverwaltung in den VfB eingegliedert wurde.

Für Hedrich endete 1986 das Engagement für sein Team. „Ich hatte gemerkt, dass ich wohl der einzige ehrenamtliche Teammanager in der Bundesliga war und habe mich für meinen Job bei MTU entschieden“, sagt Hedrich. Seine beiden Töchter Silke und Katrin hatten mit Volleyballspielen begonnen und suchten einen Trainer. „So fing es mit den GIRLS an“, erzählt Hedrich, der zusammen mit seiner damaligen Frau ein weibliches Nachwuchsteam aufgebaut hat. Auch hier können sich die Erfolge sehen lassen. Von der B-Klasse ist die Mannschaft Jahr für Jahr bis in die Regionalliga aufgestiegen. Auslandsreisen waren auch hier das Rezept, fremde Länder, Italien, Chile, Argentinien und Uruguay, kennenzulernen und sich volleyballerisch weiter zu entwickeln.
1991 beschloss Peter Hedrich aufzuhören und „keinen Volleyball mehr anzufassen“. Der Kontakt zu den ehemaligen Spielern und Spielerinnen riss jedoch nicht ab.

Als er kürzlich auf Wunsch vom VfB-Präsidenten eine Anfrage zu einem Jubiläumsspiel an alle seine ehemaligen VSG-Spieler und seine GIRLS verschickte, kam viel positiver und emotionaler Rücklauf. Dass es dennoch „nur“ für knapp zwei Mixed-Teams reichte, ist dem großen Trainingsrückstand und der Angst vor Verletzungen geschuldet. Beim Geburtstagsevent kann sich Peter Hedrich nicht wie beim Volleyballschauen in der ZF Arena ganz entspannt zurücklehnen, sondern ist als Betreuer noch einmal gefordert.

„Ich könnte mir vorstellen, dass die Zuschauer von damals die Ankündigung des Spiels mit großer Begeisterung zur Kenntnis nehmen und viele von ihnen kommen werden. Es findet ja in unserem gemeinsamen Wohnzimmer, unserer Bodenseehalle statt“, wirbt „Doc“ Hedrich für das Einlagespiel im Rahmen der öffentlichen 50-Jahre-Feier. „Hoffentlich erwarten sie sportlich nicht zu viel von uns.“
Die öffentliche Geburtstagsfeier „50 Jahre Volleyball im VfB“ findet am Freitag, 27. September, ab 18 Uhr in der Bodenseesporthalle statt. Das Einlagespiel ist für 19 Uhr geplant. Gegen 20 Uhr schließt sich die Teampräsentation der VfB-Profis an, womit der große Bogen vom Amateurleistungssport zum heutigen Profisport geschlagen wäre.

 

Text: Gunthild Schulte-Hoppe