12. Mai 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die BR Volleys sind Deutscher Meister 2019. Im fünften und entscheidenden Spiel unterlag der VfB Friedrichshafen in eigener Halle mit 2:3 (17:25, 21:25, 25:19, 25:23, 14:16). Nachdem die Häfler nach zwei Sätzen schon mit 0:2 zurücklagen, kämpfte sich das Team des scheidenden Cheftrainers Vital Heynen vor ausverkauftem Haus noch in den Entscheidungsdurchgang und holte auch dort einen Rückstand wieder auf. Ex-Häfler und stärkster Berliner in der Finalserie Moritz Reichert servierte Berlin schließlich zum vierten Titel in Folge.
Den Start in ein entscheidendes Finalspiel stellt man sich gemeinhin anders vor. Vor allem, wenn man es mit dem VfB Friedrichshafen hält. Andreas Takvam verletzte sich beim Warmmachen und Jakob Günthör musste kurzfristig für den Norweger einspringen. Berlin nutzte dies eiskalt aus. Georg Klein suchte Günthörs Block (0:3) und blockte den jungen Deutschen kurz darauf selbst (5:9). Berlin hatte eindeutig den besseren Start erwischt. Mit Rückenwind servierte Moritz Reichert, der auch sonst wenig Fehler machte, ein Ass (6:11). Es ging wenig zusammen beim Pokalsieger, denn Berlin hatte fast an jedem Angriff die Hände dran. Bartlomiej Boladz zielte deshalb zu genau und verfehlte das Feld (10:16).
Während die Berliner Auswechselspieler in der technischen Auszeit schon siegessicher ein Tänzchen aufführten, biss Takvam im Stile eines Wikingers auf die Zähne und kam für Günthör. Auch Daniel Malescha und Rafael Redwitz brachte Vital Heynen für Jakub Janouch und Bartlomiej Boladz. Doch Berlin hatte vor allem die Häfler Außenangreifer fest im Griff und machte auch im Service wenig Fehler. Die Folge davon war, dass das Team um Zuspieler Sergej Grankin unaufhaltsam davonzog und in Reichert einen Angreifer hatte, der aus jeder Position das gegnerische Feld traf (13:21). Jendryk war es dann vorbehalten, mit dem schnellen Ball durch die Mitte den Deckel auf Satz eins zu machen (17:25).
Der VfB startete jetzt besser. Athanasios Protopsaltis kam zwei Mal durch (3:2, 4:2) und Jakub Janouch versenkte das Spielgerät selbst im Feld der Berliner (5:3). Letztere hatten aber immer noch Reichert und seine Aufschlaggewalt (8:7) sowie Jendryk, der sich Sossenheimer am Netz angelte (9:9). Als auch Grankin ein Block gegen Boladz gelang, übernahm der Meister wieder das Kommando (13:14). Das Spiel war auf des Messers Schneide. Diesen Tanz beherrschten die Gäste aber besser. Wieder verteidigte der blenden aufgelegte Libero Rossard und Klein baute die Führung aus (17:19). Obwohl die Mitte bei den Häflern ganz gut funktionierte, setzte Philipp Collin einen Ball ins Netz (16:20). Wieder war es Reichert, den die VfB-Defensive nicht halten konnte (21:25).
Friedrichshafen stand mit dem Rücken zur Wand. Rafael Redwitz schien wohl der perfekte Zuspieler für solche Situationen zu sein. Der Brasilianer mit französischem Pass hatte immer noch ein Grinsen auf dem Gesicht, auch als Protopsaltis seinen Angriff zum 6:8 in die Prärie schlug. Der Grieche schnappte sich gleich Tuia (8:8) und eine große Menge Selbstvertrauen. Er verteidigte die Berliner Angriffe und wurde immer wieder von Redwitz gesucht und gefunden (13:11, 17:15). Friedrichshafen hatte dadurch mehr Möglichkeiten im Angriff und Berlin stellte nicht mehr jeden Angriff zu. Der aufschlaggewaltige Sebastian Kühner kam und setzte sein Service um Haaresbreite hinter das Feld (20:18). Und weil der Kühner außerdem zwei Zuspiele vermasselte und die Häfler um jeden Punkt kämpften, konnten erst Boladz mit Gewalt und Sossenheimer mit dem cleveren langen Ball den Vorsprung weiter ausbauen (21:18, 22:18). Boladz hatte noch ein Ass auf Lager (24:19), was Grankin auf der anderen Seite wohl wütend machte. Der Russe griff selbst an und verfehlte (25:19). In der ZF Arena war die Hölle los.
Protopsaltis eröffnete dann auch Durchgang vier (1:0) und bereitete mit starkem Aufschlag Boladzs Punkt vor (3:1). Berlins Trainer Cedric Enard zauberte Adam White und Nicolas Le Goff aus dem Hut, doch auch die konnte das Ass von Boladz nicht verhindern (6:4). Friedrichshafen hatte nun auch die Lufthoheit zurück. Takvam bewies das gegen Klein und Boladz gegen Tuia (12:8). White und Protopsaltis lieferten sich jetzt ein Duell über außen, das dem VfB die Führung bis in die Crunchtime hielt (19:17, 23:20). Grankin schraubte sich noch einmal hoch und Berlin kam mit einem Ass gefährlich nahe (24:23). Das zweite Service des russischen Olympiasiegers landete aber in den Maschen (25:23).
Reichert startete den Entscheidungssatz mit einem Aufschlagfehler (1:0), allerdings leitete ein Netzroller von Patch die Wende ein (2:3). Als Sossenheimer den Ball nicht im gegnerischen Feld unterbrachte (2:5) und die 12,80 Meter Hallenhöhe bei Markus Steuerwalds Abwehr nicht reichten, hatten die BR Volleys schon eine Hand an der Schale. Takvam hatte mit dem Ass etwas dagegen (10:11) und Sossenheimer schaffte nach starkem Service von Boladz den Ausgleich. Allerdings war Patch in dieser Phase bärenstark (13:14, 14:15) und holte seiner Mannschaft zwei Satzbälle. Moritz Reichert servierte schließlich den entscheidenden Punkt zur Meisterschaft für Berlin (14:16).
„Es war ein unglaublich knappes Spiel heute“, sagte VfB Trainer Vital Heynen, der seinen enttäuscht am Boden liegenden Spielern applaudierte. „Wer am Ende den letzten Punkt in so einer Serie macht, der hat es auch verdient. Gratulation an Berlin.“