07. Mai 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Am Mittwochabend (8. Mai, 18:30 Uhr live bei Sport 1) hat der VfB Friedrichshafen die erste von zwei Chancen, die Deutsche Meisterschaft für sich zu entscheiden. Nur noch ein Sieg gegen die BR Volleys fehlt dem Team von Trainer Vital Heynen, um in der „best-of-five“-Serie die Oberhand zu behalten. Berlin hingegen steht mit dem Rücken zur Wand und kann den Traum von der Meisterschaft nur mit einem Sieg am Leben halten.
Wenn in der ZF Arena „die Fischerin vom Bodensee“ zu hören ist, ist das ein gutes Zeichen. Mit der heimlichen Häfler Hymne feiern die Fans schon seit Jahren ihren VfB Friedrichshafen, wenn er etwas Großes geschafft hat. So zum Beispiel auch nach dem 3:1 gegen Berlin am vergangenen Sonntag. Von der besungenen „holden Maid“ war nichts zu sehen, Berlin aber ging es wohl ein wenig so wie dem Fisch, der der Maid zum Opfer fällt. Im ersten und im dritten Satz hatten die Volleys die Hoffnung, schadlos aus der Begegnung zu gehen. Am Ende zog der VfB das Netz aber immer enger zu.
Friedrichshafen hat jetzt in Berlin einen Matchball. Der 14. Meisterschaftsstern ist für den VfB zum Greifen nah. Einer, der geholfen hat, die Maschen in Friedrichshafen enger zu ziehen, war Rafael Redwitz. Der Zuspieler brachte in entscheidenden Momenten sein Team in die Spur. Als Friedrichshafen im ersten Satz zurück lag zum Beispiel. Heynen ist davon „nicht überrascht“, wie er sagt. „Rafa spielt nicht das erste Mal um eine Meisterschaft und hat Erfahrung mit solchen Situationen. Aber auch Jakub Janouch hat seinen Job gut gemacht. Das ist ein Stück Qualität, die wir zusätzlich haben.“
Heynen, der nach Niederlagen bekanntlich kaum schläft, hatte ruhige Nächte in letzter Zeit. Oder eben „normale Nächte“, wie er erzählt. „Wir sind da immer noch in dieser Sache“, so Heynen und meint damit die Meisterschaft. „Wir haben weder etwas gewonnen, noch etwas verloren.“ Trotzdem sollte Heynens Gegenüber Cedric Enard einen unruhigeren Schlaf gehabt haben. Sein Team steht mit dem Rücken zur Wand und muss gewinnen, um den Traum von der Meisterschaft am Leben zu halten. „Wir wissen, wie wir diese Mannschaft schlagen können“, sagte sein bester Mann Kyle Russell am Sonntag in einer Auszeit. Umsetzen konnte Berlin dieses Wissen dann aber nicht.
Vor allem dieser erste Satz dürfte Kyle Russell, Georg Klein und Co zu denken geben. Schließlich führten die Berliner haushoch und gaben den Satz noch aus der Hand. Deshalb glaubt Heynen, dass Berlin vorab vor allem „über Energie“ sprechen wird. Deshalb erwartet er einen „sehr energiegeladenen Start“ des Gegners und auch des Publikums. Wenn Friedrichshafen darauf eine Antwort finden kann, ist auch der Sieg in Berlin und damit der vorzeitige Gewinn der Meisterschaft möglich. Der Druck gewinnen zu müssen liegt auf den Schultern des Titelverteidigers.
Als „die Fischerin vom Bodensee“ am Sonntag verklungen war, waren die Diskussionen nach dem Spiel übrigens noch in vollem Gange. Es ging um strittige Schiedsrichterentscheidungen und um Fairness. Wie es in der Natur der Sache liegt, diskutierte eher die unterlegene Mannschaft. Die Lösung läge für Heynen auf der Hand. „Ein Challenge-System würde achtzig Prozent dieser Diskussionen überflüssig machen. Es kann nicht sein, dass wir fast die einzige Liga in Europa sind, die das nicht hat“, sagt er. „Auch die Schiedsrichter würden profitieren. Denn dann sieht man einfach, wer Recht hat. Und dann geht sich auch keiner mehr ohne Grund beschweren.“